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Treffen Nummer Vier

…diesen Sonntag geht’s um unsere Einstellung gegenüber der Geschichte, gegenüber dem Heiligen Geist und darum, was der Inhalt der Predigten sein wird. Ansonsten bleiben alle Infos gleich: 17 Uhr bei uns, Kinderbetreuung, Snacks, Getränke und Gespräche.

Wir freuen uns auf euch!

Mehr Infos zum Inhalt gibt es in der Dienstphilosophie, die letzten drei Punkte unter ‚Geistliches Leben‘.

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Treffen Nummer Zwei

Das nächste Vorab-Treffen für alle Interessierten findet diesen Sonntag, wieder von 17-19 Uhr, bei uns statt. Bitte gebt mir kurz Bescheid, wenn ihr vorbeikommt!

Aus unserer Dienstphilosophie reden wir dieses mal über unser Profil. Dazu gehören folgende drei Punkte:

1) Missional. Jesus sandte seine Jünger in die Welt, um ihn zu bezeugen. Beim missional sein geht es nicht in erster Linie um bestimmte Aktionen oder Dienste, sondern um eine Ausrichtung (nach außen) und um ein Selbstverständnis (die Gemeinde ist ein Missionar).

2) Kontextualisieren. Wir wollen das christliche Zeugnis mit unseren Worten und unserem Leben so ausdrücken, dass bei unserem Umfeld wirklich das ankommt, was Gott sagen möchte. Dazu müssen wir nicht nur den Kern unserer eigenen Botschaft, sondern auch unser Umfeld wirklich kennen und verstehen.

3) Stadtchristen. „In einer Stadt gibt es mehr Ebenbild Gottes pro m² als sonst irgendwo auf der Welt.“ (Tim Keller) Gott liebt Menschen. Städte sind voll davon. Deswegen liebt Gott Köln. Wir wollen unser Christsein bewusst im Kontext dieser Stadt und für diese Stadt leben.

PS: Es wird wieder Kinderbetreuung geben!

 


Eine Vision für praktische Nächstenliebe (Teil 1)

„Wir bekennen uns zum Christentum. Wir behaupten von uns, Nachfolger Jesu zu sein, und nach dem Evangelium zu leben. Wir haben Bibeln in unseren Häusern. Deswegen wollen wir uns nicht so verhalten, als hätten wir noch nie eine Bibel gesehen, als würden wir den christlichen Glauben nicht kennen, oder wüssten nicht, was für eine Religion das Christentum ist.“ (Jonathan Edwards; Christian Charity)

„Wohltätigkeit…ist ein wesentlicher Teil christlicher Moral.“ (C. S. Lewis)

In freikirchlichen Kreisen ist soziales Engagement im Moment ziemlich trendy. Aber eigentlich gehört es zum klassischen Christentum wie Bibel, Gebet und Kirche. Christen geben, Christen helfen, Christen dienen. Die Präsenz einer christlichen Kirche soll eine gute Nachricht für alle Armen und Bedürftigen sein – und so ist es in der Geschichte auch sehr oft gewesen. Wir möchten auch in diesem Sinne in der guten Tradition christlicher Kirchen stehen, und eine Bereicherung für Köln sein.

Was braucht es dazu?

Ein biblisches Menschenbild.

Die Bibel erfasst die uns bekannten menschlichen Nöte (psychologisch, sozial, materiell). Aber sie geht weiter, und nennt uns den Grund für die Existenz der Bedürfnisse. Es gibt eine theologische Not, die allen anderen Nöten zugrunde liegt: unsere Entfremdung von Gott. Alle anderen Nöte sind Symptome für diese Ursache.

Weil der Mensch eine Einheit ist, bedingen und beeinflussen sich die unterschiedlichen Bedürfnisse. Es ist deswegen praktisch unmöglich, die Bereiche unseres Lebens von einander zu trennen. Deswegen gehören auch die unterschiedlichen Arten der Hilfe untrennbar zusammen – das Evangelium kann nicht von konkreter Hilfe getrennt werden.

Ein biblisches Gottesbild.

Gottes großes Ziel ist es, die ganze Schöpfung zu erlösen. Er hat mehr im Blick als nur die innerlichen Nöte. Weil er den ganzen Menschen liebt, lassen ihn unsere vielfältigen Bedürfnisse nicht kalt. Seine besondere Zuneigung gilt den Armen, Benachteiligten, Schwachen, Kranken und Notleidenden. Man kann die Bibel nicht lesen, ohne ständig mit dieser Tatsache konfrontiert zu werden. Seine Barmherzigkeit ist der Grund dafür, dass Gott der Sohn in Jesus Christus Mensch wurde. Jesus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Wenn wir ihn sehen, sehen wir den Vater. Die Evangelien machen deutlich: Jesus kümmerte sich um sämtliche menschlichen Nöte.

Ein geglaubtes Evangelium.

Zahlreiche Stellen im Alten wie im Neuen Testament machen die praktische Nächstenliebe zum Prüfstein für eine richtige Gottesbeziehung. Warum? Weil jemand, der das Evangelium glaubt, sich mit den Armen, Kranken und Bedürftigen identifizieren wird. Er wird realisieren: Geistlich gesehen war ich der Bettler und der Blinde. Aber weil er ein weiches Herz hat, kam Gott in Jesus zu mir, und machte mich reich, heilte mich. Diese unverdiente Barmherzigkeit und freundliche Liebe Gottes wird meine Gefühle für meine Mitmenschen radikal verändern. Mein Dienst am Nächsten wird nicht herablassend sein. Ich werde es nicht als bloße Pflichterfüllung sehen. Statt dessen werde ich von echter Dankbarkeit bewegt sein. Dieser Vorgang ist kein Automatismus – wir müssen uns immer wieder mit dem Evangelium konfrontieren (lassen).

Ein gelebtes Evangelium.

Auf diese Weise führt das Evangelium von Gottes Gnade dazu, dass Menschen es durch ihr Leben weitererzählen. Christen dürfen nicht darauf schauen, wer Hilfe verdient hat. Sie dürfen ihr Herz nicht verhärten, wenn sie menschliche Not sehen. Wo wären wir, wenn Gott nur denen helfen würde, die es verdienen? Oder wenn er sich dazu entschieden hätte, sich von unserer Verlorenheit nicht bewegen zu lassen? Für uns ist der Dienst an unserem Nächsten und an der Stadt deswegen eine Form der Kommunikation, der Predigt. Wir demonstrieren dadurch, was wir glauben: dass das Evangelium eine verändernde Kraft ist.


Freundschaft (Teil 1: Freundschaft verstehen und leben)

In der Antike galt die Freundschaft als die glücklichste und menschenwürdigste aller Liebesarten, die Krone des Lebens und die Schule der Tugend. Aber die moderne Welt ignoriert sie völlig.“ (C. S. Lewis)

Freundschaft ist ein Thema, über dass man nicht genug hört. Wo lernt man, ein guter Freund zu sein, gute Freunde zu finden, und Freundschaften zu pflegen? Und auch in der christlichen Welt empfinde ich einen starken Mangel an hilfreicher Lehre und Anleitung. Dabei findet man in der Bibel zum Thema Freundschaft einiges an praktischer Weisheit – vor Allem im Buch der Sprüche.

 

 

Der Ursprung der Freundschaft.

Der Ursprung der Freundschaft ist eigentlich in der Dreieinigkeit zu finden. Christen glauben, dass es nur einen Gott gibt, der sich aber in 3 Personen manifestiert: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Bevor Gott irgendetwas schuf, gab es in der Gottheit also bereits eine Form der Gemeinschaft – oder, wenn man es so nennen will: der Freundschaft.

 

So schuf Gott auch nicht aus Einsamkeit, um endlich ein paar Freunde zu haben. Vielmehr reproduzierte er etwas, dass ihm bereits zu Eigen war. Wir sind also nicht dazu da, Gottes psychologischen Nöten zu begegnen, sondern seine herrliche Eigenschaft als dreieinigen Gott wieder zu spiegeln.

 

Und so lesen wir in der Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 2, wie Gott sich den einzigen, einsamen Menschen anschaut, und sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, und einen zweiten Menschen macht, dem ersten ähnlich, zu ihm passend. Gott hat Menschen für einander geschaffen, damit sie durch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen etwas über ihn lernen und an andere weitergeben.

 

 

Faktoren einer Freundschaft.

Es braucht verschiedene Faktoren, damit eine Freundschaft entstehen kann. Ob es dabei unbedingt eine Reihenfolge gibt, weiß ich nicht. Aber folgende Punkte sind entscheidend:

 

Gemeinsamkeit. Freunde haben etwas gemeinsam. Das heißt nicht, dass sie sich immer in besonderem Maße gleichen. Freunde können sehr verschieden sein. Aber sie haben etwas, das sie eint, was als Grundlage für ihre Freundschaft dient. C. S. Lewis schreibt in „Was man Liebe nennt“:

 

Freundschaft entsteht aus bloßer Kameradschaft, wenn zwei oder mehr Kameraden entdecken, dass sie eine Einsicht, ein Interesse oder auch einen Geschmack teilen, der andern nichts bedeutet. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte jeder, er sei allein mit diesem Schatz (oder mit dieser Last). Typisch für eine beginnende Freundschaft wäre etwa der Satz: ‚Was? Auch du? Ich dachte, ich sei der einzige!‘“

…und weiter: „Liebende stehen sich gegenüber, ineinander versunken – Freunde stehen Seite an Seite, versunken in ein gemeinsames Anliegen.“

 

Nähe. Bei einer Freundschaft wird die Grenze vom Professionellen, Förmlichen und Distanzierten hin zum Persönlichen überschritten. Ein Freund ist am Alltag, an Details und am Innenleben seines Freundes interessiert.

 

Dazu gehört natürlich eine bestimmte Offenheit. Man muss bereit sein, sich dem Anderen zu öffnen, sich verletzlich zu machen. Auf der Grundlage des Vertrauens und der Sympathie ist das jedoch möglich.

 

Hilfe. Echte Freunde helfen sich gegenseitig. Sie helfen einander, persönlich weiter zu kommen. Dabei ist die Motivation das Interesse am Wohlergehen des Anderen.

 

Verpflichtung. Im Deutschen spricht man davon, dass Freundschaften geschlossen werden. Es ist eine Art Bund, der zwischen zwei (oder mehr) Menschen entsteht. Die Idee dahinter ist es, eine dauerhafte, bleibende Beziehung zu schaffen, die nicht durch Kleinigkeiten zerstört werden kann. „Eine Freundschaft, die beendet werden kann, hat eigentlich nie so recht begonnen.“ (Mellin de Saint-Gelais)

 

Zuneigung. Letztendlich ist Freundschaft eine Form der Liebe. Freunde mögen sich. Sie sind sich sympathisch. Ob sie dafür den Grund schon entdeckt haben oder nicht, ist zweitrangig. Manche sprechen von einer ‚Seelenverwandtschaft‘, um dieses Phänomen zu beschreiben.

 

Ohne diese Faktoren hat man keine wirkliche Freundschaft. Daher ist es ratsam, mit dem Titel ‚Freund‘ sehr sparsam umzugehen. Wenn man einen Freund gefunden hat, auf den diese Beschreibung passt, sollte man Spurgeons Rat befolgen, der schrieb: „Wenn du solch einen Menschen gefunden hast, der die Aufrichtigkeit seiner Freundschaft bewiesen hat; wenn er dir (…) treu gewesen ist, so kette dich mit Haken aus Stahl an ihm fest und lass ihn niemals los.“

 

 

Der ideale Freund.

Ein Grund für die Menschwerdung von Jesus ist sein Wunsch, mit anderen Menschen Freundschaften einzugehen. Auch wenn es vielleicht kindisch (kindlich?) klingt, aber er will tatsächlich der unsichtbare beste Freund eines jeden Menschen sein. Als Jesus auf dieser Erde lebte, hatte er Freunde. Die drei Geschwister, Maria, Martha und Lazarus. Aber vor Allem seine Jünger. Und davon ganz besonders Petrus, Johannes und Jakobus.

 

Jesus ist der ideale Freund. Das wird sichtbar, wenn man Jesus an den eben genannten Faktoren misst. Dabei wird klar, wie die großen christlichen Lehren in diesen Bereich hineinsprechen. Die wichtigsten Stellen im Neuen Testament sind die Abschnitte, in denen besondere Momente zwischen Jesus und seinen Freunden festgehalten werden: der Tod des Lazarus, das letzte Abendmahl, die Abschiedsrede an seine Jünger und sein Gebetskampf im Garten Gethsemane.

 

Gemeinsamkeit: Gott stellte durch die Inkarnation (Gott wurde in Jesus Mensch) und durch die Adoption (Gott nimmt uns in Jesus in seine Familie auf) zwei wichtige Gemeinsamkeiten auf. Jesus wurde Mensch – genau wie wir es sind. Und weil Jesus am Kreuz unseren Platz eingenommen hat, können wir jetzt Teil der Familie Gottes sein. Jesus ist unser großer Bruder, wir haben denselben himmlischen Vater. Er steht mit uns Seite an Seite.

 

Nähe: Die für eine Freundschaft so wichtige Nähe schuf Gott, indem er den Heiligen Geist sandte. Auch wenn Jesus bei der Himmelfahrt zurück zum Vater gegangen ist, so hat er doch versprochen, nie weit weg zu sein: „Ich werde euch nicht als hilflose Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.“ (Johannes 14,18; NGÜ) „Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20; NGÜ) An Pfingsten sandte er den Heiligen Geist (der „Geist Jesu“), durch den er seitdem nicht nur bei uns ist, sondern in uns wohnt („Innewohnung“).

 

Offenheit: Jesus verstand den Unterschied zwischen einem Diener und einem Freund. In einer Ansprache an seine Jünger kurz vor seinem Tod sagte er: „Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener. Denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut; ich aber habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ (Johannes 15,15; NGÜ) Damit erfasste er einen der Hauptunterschiede: das Maß an Offenheit. Jesus nahm Petrus, Johannes und Jakobus mit in den Garten Gethsemane, wo er in der Nacht vor seinem Tod an seiner Aufgabe fast zerbrach, und betend Blut und Wasser schwitzte. Er öffnete sich ihnen, ließ sie wissen, wie er sich fühlte: todtraurig und einsam.

 

Hilfe: Jesus kam, um den Menschen zu helfen. Die größte Hilfe hat er dadurch gegeben, dass er am Kreuz für uns starb, um uns so vor unseren Sünden zu retten. „Niemand liebt seine Freunde mehr als der, der sein Leben für sie hergibt.“ (Johannes 15,13; NGÜ) Als idealer Freund ist er diesem Wunsch, uns zu helfen, völlig hingegeben. Er hilft uns jetzt, indem er sich für uns vor dem Vater vertritt (als stellvertretendes Sühneopfer), und indem er unsere Gebete beantwortet. Wie es in dem Kirchenlied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ heißt: „Sind mit Sorgen wir beladen, Sei es frühe oder spät, Hilft uns sicher unser Jesus, Fliehn zu ihm wir im Gebet.“

 

Verpflichtung: Das große Symbol der Verpflichtung, die Jesus uns gegenüber eingegangen ist, sehen wir im Abendmahl: „Dann nahm er den Becher, sprach darüber das Dankgebet, gab ihnen auch den, und alle tranken daraus. Dabei sagte er zu ihnen: »Das ist mein Blut, das für alle Menschen vergossen wird. Mit ihm wird der Bund in Kraft gesetzt, den Gott jetzt mit den Menschen schließt. Ich sage euch: Ich werde keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn neu trinken werde an dem Tag, an dem Gott sein Werk vollendet hat!«“ (Markus 14,23-25; GNB) Mit dem Abendmahl erinnern wir uns daran, dass sich Jesus uns verpflichtet hat. Sein Blut ist das Siegel unserer Freundschaft.

 

Zuneigung: Wer durch Jesus eine Beziehung zum himmlischen Vater hat, kann sich sicher sein, dass Gott uns nicht ’nur‘ liebt – er mag uns. Das ergibt sich eigentlich ganz logisch aus der Tatsache, dass er seine Jünger Freunde nennt. Sie waren ihm nicht nur in seiner Sache hilfreich, er suchte eine freundschaftliche Beziehung mit ihnen. Und wer sucht sich schon jemanden zum Freund aus, den er nicht mag? In Johannes 16,27 wird im Urtext ein Wort gebraucht, mit dem gewöhnlich die freundschaftliche Liebe beschrieben wurde. Und auch wenn man sich nicht so viel aus Wortstudien macht (vor Allem bei Johannes, der sich gerne wiederholte, und dabei leicht unterschiedliche Worte gebrauchte) – diesen Vers kann man ohne das Konzept der Freundschaft nicht verstehen: „denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin.“ Es ist eine gegenseitige, freundschaftliche Liebe, die darauf basiert, dass wir ihm vertrauen.

 

 

Zum Nachdenken:

Für eine gute Freundschaft braucht es zwei Seiten. Das gilt für die Beziehung von uns Menschen untereinander. Es gilt aber auch für unsere Beziehung zu Jesus. Deswegen müssen wir uns fragen: bin ich ein guter Freund/eine gute Freundin gewesen? Jesus kann nur mein Freund sein, wenn ich auch sein Freund bin. Bin ich bereit, ihm nachzufolgen? Mit ihm dahin zu gehen, wo er hingehen muss? Bin ich offen dafür, seine Nähe nicht nur zuzulassen, sondern auch aktiv zu suchen? Lebe ich in Gemeinschaft mit ihm? Bin ich bereit, mich an seiner Mission (die Rettung der Welt) zu beteiligen, ihm zu ‚helfen‘? Habe ich freundschaftliche Gefühle für Jesus? Und: lebe ich verbindlich als sein Freund/seine Freundin? Um nochmal das Spurgeon-Zitat zu bemühen: Jesus hat die Aufrichtigkeit seiner Freundschaft durch seinen Tod bewiesen. Er ist treu gewesen. Deswegen sollte ich mich mit Ketten aus Stahl an ihn ketten und ihn nie wieder loslassen…

(Im nächsten Teil geht es um die Rolle der Freundschaft in den Bereichen Evangelisation, Jüngerschaft und Leiterschaft. )


Jesus und Kultur

Weil Jesus in derselben Gegend, in der er geboren und aufgewachsen war auch wirkte, übersieht man sehr leicht die Tatsache, dass er als Gottes auf die Erde gesandter Sohn trotzdem ein Missionar war. Das er dieses Selbstverständnis hatte, wird besonders im Johannesevangelium deutlich, in dem über 40 Mal berichtet wird, wie Jesus davon spricht, dass er vom Vater in die Welt gesandt ist.

Jesus wusste: Sein Auftrag war es, innerhalb der jüdischen Kultur Israels seiner Zeit Gottes Charakter zu offenbaren. Die ersten 30 Jahre seines Lebens auf der Erde verbrachte er damit, einer von ihnen zu werden. Nur so konnte er ein Mittler, ein Vermittler und ein Übersetzer zwischen der geistlichen Welt und seinem Umfeld sein. Dass er so arbeitete, sieht man an den Gleichnissen, die er erzählte, aber auch in seinem Verhalten im Umgang mit Menschen und in Einzelgesprächen. Lukas Kapitel 14 ist ein gutes Beispiel dafür.

An einem Sabbat war Jesus im Haus eines hochrangigen Pharisäers. Die Leute beobachteten ihn genau.“ (1)

Jesus nimmt am kulturellen Leben teil, indem er die Einladung eines leitenden Pharisäers annimmt. Die jüdische Kultur, in die ihn der Vater gesandt hatte, war stark religiös und moralistisch. Die Tischgemeinschaft des Pharisäers ist in gewisser Weise das symbolische Herz dieser Kultur.

Es befand sich dort ein Mann, dessen Gliedmaßen geschwollen waren. Jesus fragte die Pharisäer und Gesetzeskenner: »Ist es nun nach dem Gesetz erlaubt, Menschen am Sabbat zu heilen, oder nicht?« Als sie nicht antworten wollten, berührte Jesus den kranken Mann, heilte ihn und schickte ihn fort. Dann wandte er sich an sie und fragte: »Wer von euch würde am Sabbat nicht arbeiten, wenn es nötig ist? Wenn euer Sohn oder euer Ochse in einen Graben fällt, geht ihr dann nicht sofort hin und zieht ihn heraus?« Und wieder wussten sie keine Antwort.“ (2-6)

„Jesus begann“ (Elberfelder Übersetzung) = er initiiert ein Gespräch, in welchem er konfrontiert und lehrt. Seine Fragen sind so präzise, weil er die Menschen und ihren Umgang mit der eigenen Kultur so gut kannte. Er kannte auch ihre Doppelmoral und traf so mit seinen Fragen voll ins Schwarze: „sie konnten ihm darauf nicht antworten.“

Seine Lektion für seine Kultur: Barmherzigkeit (innerlich) statt äußerlicher Frömmigkeit. Er zeigt den Unterschied zum Reich Gottes auf.

Als Jesus sah, dass alle, die zum Essen gekommen waren, sich einen Platz am oberen Ende des Tischs aussuchten, sagte er zu ihnen: »Wenn du zu einem Hochzeitsfest eingeladen bist, strebe nicht nach dem besten Platz. Denn was ist, wenn jemand eingeladen wurde, der angesehener ist als du? Der Gastgeber wird sagen: `Lass diesen Mann hier Platz nehmen.´ Und dann musst du beschämt aufstehen und zum letzten Platz gehen, der übrig geblieben ist! Setz dich stattdessen zunächst ans untere Tischende. Wenn dein Gastgeber dich dann sieht, wird er kommen und sagen: `Freund, wir haben aber einen besseren Platz für dich!´ So wirst du vor allen anderen Gästen geehrt werden. Denn die Stolzen werden gedemütigt, die Demütigen aber geehrt werden.« Dann wandte er sich an seinen Gastgeber: »Wenn du mittags oder abends Gäste zum Essen einlädst, dann lade nicht deine Freunde, Brüder, Verwandten oder reichen Nachbarn ein. Denn sie werden es dir vergelten, indem sie dich ebenfalls einladen. Lade vielmehr die Armen, die Krüppel, die Gelähmten und die Blinden ein. Bei der Auferstehung der Gottesfürchtigen wird Gott dich belohnen, weil du Menschen eingeladen hast, die es dir nicht vergelten konnten.« Als ein Mann, der mit Jesus am Tisch saß, das hörte, rief er aus: »Gesegnet sind die, die am Festessen im Reich Gottes teilnehmen!« Jesus antwortete ihm mit folgendem Gleichnis: »Ein Mann bereitete ein großes Fest vor und verschickte viele Einladungen. Als alles vorbereitet war, sandte er seinen Diener aus, der den Gästen sagen sollte, dass es Zeit war, zum Fest zu kommen. Aber sie fingen alle an, Entschuldigungen vorzubringen. Einer sagte, er habe gerade ein Feld gekauft und wolle es nun begutachten; er bat, ihn deshalb zu entschuldigen. Ein anderer erklärte, dass er gerade fünf Paar Ochsen gekauft habe und sie prüfen wolle. Wieder ein anderer hatte gerade geheiratet und meinte, er könne deshalb nicht kommen. Der Diener kam zurück und berichtete seinem Herrn, was sie gesagt hatten. Da wurde der Herr zornig und sagte: `Geh hinaus auf die Straßen und Wege der Stadt und lade die Armen, die Krüppel, die Lahmen und die Blinden ein.´ Der Diener tat, was ihm aufgetragen worden war, und berichtete dann: `Wir haben noch Platz für weitere Gäste.´ Da sagte sein Herr: `Geh hinaus auf die Landstraßen und hinter die Hecken und bitte jeden, den du findest, zu kommen, damit das Haus voll wird. Denn keiner von denen, die ich zuerst eingeladen habe, soll auch nur das Geringste von dem bekommen, was ich für sie vorbereitet hatte.´« (7-24)

Er spricht gezielt die unterschiedlichen Gruppen an („zu den Eingeladenen“ in Vers 7, „zu dem, der ihn eingeladen hatte“ in Vers 12), bzw. reagiert spontan auf aufkommende Einwürfe (Verse 15-16). Dabei erklärt er ihnen, wie es aussehen müsste, wenn das Reich Gottes ihre fromme Kultur durchdringen würde, bzw. leitet sie dazu an, sich entsprechend zu verhalten (Verse 7-14). Er nimmt ihre Kultur und erklärt das Evangelium durch sie. Er erklärt, was es heißt, in dieser Kultur Christ zu sein.

Eine große Menschenmenge begleitete Jesus. Er wandte sich um und sagte zu ihnen: »Wer mir nachfolgen will, muss mich mehr lieben als Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern – ja, mehr als sein Leben. Sonst kann er nicht mein Jünger sein. Und ihr könnt auch nicht meine Jünger sein, wenn ihr nicht euer Kreuz auf euch nehmt und mir nachfolgt.“ (25-27)

Diese Aussagen (Hass für die Familie und Tragen des Kreuzes) sind eine bewusste Konfrontation, nicht nur der Kultur, sondern des Einzelnen innerhalb der Kultur. Wie drastisch diese Aussagen sind, wird einem klar, wenn man folgendes bedenkt:

  1. Der Stellenwert der Familie in der orientalischen Kultur. Seine Familie zu hassen ist die Kultur mit Füßen zu treten.
  2. Die Bedeutung des Kreuzes in dieser Kultur: erniedrigendes Symbol römischer Unterdrückung (gekreuzigt wurden vor Allem Nichtrömer und Sklaven) und beschämendes Symbol göttlichen Fluches. („Verflucht ist jeder, der am Kreuze hängt.“ 5. Mose 21,23)

Natürlich tritt Jesus hier nicht aus Unwissenheit in kulturelle Fettnäpfchen – die offensiven Implikationen seiner Aussagen sind im völlig bewusst und beabsichtigt. Er drückt sich bewusst so aus, um wachzurütteln und die Radikalität seiner Botschaft zu verdeutlichen. Er wollte sich nicht brav in die Kultur einfügen, sich darin auflösen und einfach ein Teil davon werden. Er macht sich durch seine Aussagen bewusst zum Stein des Anstoßes, um seinen rechtmäßigen Platz über der Kultur einzunehmen. Denn obwohl er als Mensch Teil und Produkt seines kulturellen Umfeldes war, steht er doch als Gottes Sohn über ihr.

Aber kommt nicht, ehe ihr nicht die Kosten berechnet habt. Denn wer würde mit dem Bau eines Hauses beginnen, ohne zuvor die Kosten zu überschlagen und zu prüfen, ob das Geld reicht, um alle Rechnungen zu bezahlen? Sonst stellt er vielleicht das Fundament fertig, und dann geht ihm das Geld aus. Wie würden ihn da alle auslachen! Sie würden sagen: `Das ist der, der mit dem Bau eines Hauses angefangen hat und dann nicht genug Geld hatte, es fertig zu stellen!´ Oder welcher König käme je auf den Gedanken, in den Krieg zu ziehen, ohne sich zuvor mit seinen Beratern zusammenzusetzen und zu erörtern, ob seine Armee von zehntausend Soldaten stark genug ist, die zwanzigtausend Soldaten zu besiegen, die gegen ihn aufmarschieren? Wenn er dazu nicht in der Lage ist, wird er dem Feind, wenn dieser noch weit weg ist, Unterhändler entgegenschicken und versuchen, einen Frieden auszuhandeln. Genauso kann auch niemand mein Jünger sein, ohne alles für mich aufzugeben.“ (28-33)

Das wird in seiner Erklärung deutlich: er fordert den ersten Platz im Herzen seiner Nachfolger – ein Platz, der nur Gott selbst vorbehalten ist. Dabei spricht er auf faszinierende Weise in die Kultur hinein. Es ist, als würde er sagen: „Die Familie ist für euch unglaublich wichtig. Aber ich bin wichtiger! Seid ihr bereit, das anzuerkennen, eure Werte von mir verschieben zu lassen? Mir gehört der Platz in euren Herzen/in eurer Kultur, der im Moment durch die Familie besetzt ist.“ und „Nationaler und religiöser Stolz sind euch unheimlich wichtig. Keiner trägt freiwillig das Symbol der Schande, es widerspricht eurem patriotischen Ehrgefühl. Aber ich bin wichtiger als eure Frömmigkeit oder euer Patriotismus. Seid ihr bereit, diese Dinge für mich aufzugeben, um mir nachzufolgen? Der Platz, den die Ehre in euren Herzen/eurer Kultur einnimmt – der steht mir zu. Werdet ihr ihn für mich räumen?“

Seine Interaktion mit den Menschen, sei es im privaten (1-24) oder im öffentlichen Bereich (25-33) zeigt sein tiefes Verständnis der jüdischen Kultur. Nur wenn man seine Botschaft vor diesem Hintergrund sieht, begreift man, wie hart, wie provokant und wie bohrend sie tatsächlich ist. Und man merkt, dass man sich anstrengen muss, um diese Worte für sein eigenes Herz und für die Menschen um sich herum anzuwenden.

Salz ist gut zum Würzen. Aber wie macht man es wieder salzig, wenn es seine Würzkraft verliert? Geschmackloses Salz eignet sich weder für den Boden noch als Dünger. Es wird weggeworfen. Wer bereit ist zu hören, soll zuhören und begreifen!« (34-35)

Eins ist sicher: diese Warnung sollte im Kontext des Kapitels verstanden und dann vom Einzelnen und der Gemeinde beachtet werden. Jesu Worte sind Salz in der Gesellschaft. Sie haben eine reinigende, durchdringende Kraft. Aber was soll Gott mit einer Gemeinde machen, die ihre Salzigkeit innerhalb der jeweiligen Kultur verloren hat – und das passiert, wenn sie sich nicht als in die Kultur gesandten Missionar versteht –? Diese Gemeinde ist kraftlos, sie bewirkt nichts, sie erfüllt ihren Zweck nicht und ist in diesem Sinne unnütz geworden. Ein hartes Urteil.


soulfire DNA – Teil 7: Eine Gemeindegründungsbewegung

Wir hoffen und beten, dass mit der soulfire-Gemeindegründung nicht nur eine einzelne neue Gemeinde in Köln entsteht, sondern eine Bewegung losgetreten wird. Was man sich genau unter einer Gemeindegründungs- bewegung vorzustellen hat, und warum sie so wichtig ist, darum geht es in diesem Artikel.

Was ist eine Gemeindegründungsbewegung?

Einer der Fachleute zu diesem Thema, David Garrison, schreibt, dass man eine Gemeindegründungsbewegung (GGB) anhand von drei Charakteristika identifizieren kann:

1. Geschwindigkeit. Ein wichtiger Faktor bei einer GGB ist die Geschwindigkeit, in der neue Gemeinden entstehen. Wenn es Jahrzehnte oder Jahrhunderte dauert, damit an einem Ort oder in einem Land einige neue Gemeinden entstehen, sollte man wahrscheinlich eher nicht von einer Bewegung sprechen. Bei einer GGB entstehen neue Gemeinden in ungewöhnlich hoher Geschwindigkeit. Bei Redeemer ist das gesteckte Ziel jeder Gemeinde die Gründung einer Tochtergemeinde alle 3-5 Jahre.

2. Wachstum. Der zweite Faktor ist exponentielles Wachstum. D. h., jede gegründete Gemeinde gründet selber regelmäßig neue Gemeinden. Das Gründen von neuen Gemeinden ist in die DNA eingebaut. Es geschieht nicht zufällig, sondern absichtlich, regelmäßig und strategisch. Praktisch gesehen heißt das: Jede gegründete Gemeinde befindet sich immer an irgendeinem Punkt im Prozess der nächsten Gemeindegründung (Beten, Suchen, Vision entwickeln, Planen, Vorbereiten, Senden, Unterstützen).

3. Einheimische. Der dritte Faktor in Garrisons Definition von Gemeindegründungsbewegung ist, dass sie nicht von außen durch Missionare, Pastoren und Leiter aus dem Ausland gespeist wird. Von Anfang an zieht die GGB ihre zukünftigen Gründer und Pastoren aus dem eigenen Land. Diese sind sensibler dafür, wie das Evangelium in ihrer eigenen Kultur funktioniert. Außerdem entstehen auf diese Weise in jeder Hinsicht selbständigere (und damit robustere) Gemeinden.

„Eine Gemeindegründungsbewegung ist eine schnelle und exponentielle Vermehrung von einheimischen Gemeinden.“ (David Garrison)

Warum braucht man eine Gemeindegründungsbewegung?

Zuerst muss man verstehen, wie Gott diese Welt segnen, heilen und retten will. „Die Gemeinde ist Gottes Plan A um diese Welt zu erreichen. Es gibt keinen Plan B.“ (Chris Tomlin) Als Jesus diese Erde verließ, hinterließ er nicht nur ein paar verstreute Anhänger, oder eine neue Weltreligion. Er hinterließ eine völlig neue Gemeinschaft: die Kirche/Gemeinde. Sie soll die christliche Botschaft leben und verkündigen. Sie soll Gottes Wirken und Reden zu den Menschen bringen. Überall, wo Gott wirkt, entstehen auf kurz oder lang neue Gemeinden. Nur durch sie erfüllt sich der Auftrag Jesu, alle Menschen zu Jüngern zu machen, indem sie gelehrt und getauft werden, in großem Stil. (Um dieses Thema zu vertiefen empfiehlt sich die Lektüre von Tim Kellers Vortrag „Warum Gemeinden gründen?“)

„Die Gemeinde ist Gottes Plan A um diese Welt zu erreichen. Es gibt keinen Plan B.“ (Chris Tomlin)

Gemeindegründungsbewegungen sollten eigentlich normal sein. Eine geistlich starke, gesunde Gemeinschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich nach außen orientiert und ausstreckt. Leider spielt häufig das Gründen neuer Gemeinden als effektivste und biblischste Möglichkeit dazu eine viel zu kleine Rolle. Man beschränkt sich oft auf die Missionsbemühungen einzelner Christen oder den Evangelisationsmöglichkeiten der jeweiligen Gemeinde.

Gemeinden/Kirchen sind sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt ist kein dramatisches Problem, sondern eine unglaubliche Chance. Denn auch die Menschen, ihre Nöte, Vorlieben und Bedürfnisse sind völlig verschieden. Deswegen braucht es zum einen alle bestehenden Gemeinden/Kirchen einer Stadt, um dieser effektiv dienen zu können. Zum anderen braucht es aber auch eine Gemeindegründungsbewegung, um eine ausreichende Menge an christlichen Kirchen in einer Stadt sicherstellen zu können, und alle Menschen erreicht werden.

Das gemeinsame Ziel der Kirchen und Gemeinden einer Stadt sollte es sein, den vielfältigen Segen und die Liebe Gottes in die Stadt zu tragen. Das Königreich Gottes soll die Stadt von innen heraus mit Vergebung und Heilung durchdringen, so wie Hefe einen Teig durchdringt.

»Mit dem Himmelreich ist es wie mit dem Sauerteig. Eine Frau nimmt eine Hand voll davon, mengt ihn unter einen halben Sack Mehl, und am Ende ist die ganze Masse durchsäuert.« (Jesus Christus, Matthäus 13,33; NGÜ)

Diese Transformation der Gesellschaft geschieht durch eine Vielzahl an aktiven Ortsgemeinden, die untereinander vernetzt sind. Für diese Vielzahl braucht es eine Gemeindegründungsbewegung.


soulfire DNA – Teil 6: Die Rolle des Evangeliums

Nach kurzer Pause geht es weiter mit den Grundwerten dieser Gemeindegründung. Heute geht es um die Rolle des Evangeliums. Eine Ausführung darüber, was ich unter diesem Evangelium verstehe, findet ihr, wenn ihr auf ‚Zum ersten Mal hier?‘ klickt.

Viele Christen haben zwar kein falsches, aber ein unvollständiges Verständnis vom Evangelium der Gnade Gottes. Sie halten das Evangelium nur für die Botschaft, die man Nichtchristen erzählt, damit diese dann daran glauben und so gerettet werden können. Diese unzulängliche Sichtweise drückt sich z. B. auch in dem Spruch „Preaching is for the sinner, teaching is for the saint“ („Predigen ist für den Sünder, Lehren ist für den Christen“) aus. Man nimmt fälschlicherweise an, dass man verlorenen Sündern die rettende Gnade Gottes predigt, während man ‚Schon-Bekehrten‘ nur noch erklären, bzw. sie ermahnen/ermutigen muss, so zu leben, wie es sich für einen Christen gehört.

Im Kontrast dazu steht folgende Aussage Tim Kellers: „Das Evangelium ist nicht das ABC, sondern das A-Z des christlichen Lebens.“ Nach seinem Verständnis ist das Evangelium nicht nur die Botschaft, durch die ein Mensch gerechtfertigt, sondern auch die Botschaft, durch die ein Mensch geheiligt wird. Wie genau soll das funktionieren?

Wie funktioniert das Evangelium?

Das Evangelium kommt zu mir als zu einem Opfer und zu einem Täter. Als Opfer bietet es mir Heilung, als Täter Vergebung. Weil jeder Mensch (außer Jesus Christus) Opfer und Täter ist, hat jeder Mensch diese zwei Bedürfnisse.

Das Evangelium ist nur für die Menschen eine gute Botschaft, welche die Notwendigkeit der eigenen Umkehr verstanden haben. Die Bibel warnt (sowohl im AT als auch im NT) davor, dass eigene Herz zu verhärten, also Gott gegenüber ‚zuzumachen‘, weil man sich nicht von einer bestimmten Sünde trennen oder Gott nicht vertrauen will. Auf den Zustand des eigenen Herzens zu achten, ist deswegen extrem wichtig. Umkehrbereitschaft macht das Evangelium zu einer guten Botschaft für mich persönlich. Martin Luther forderte deswegen in der ersten seiner 95 Thesen, „dass das ganze Leben des Gläubigen Buße sein soll“.

Das Evangelium lehrt uns, dass die Rettung bei Jesus zu finden ist. Rettung ist nicht etwas, dass er uns gibt, wie ein Geschenkpaket, was sich jeder bei ihm gratis abholt, ‚Danke‘ sagt, und sich dann wieder verabschiedet. Er ist die Rettung. Deswegen gilt es, an ihm dran zu bleiben, wie die Rebe am Weinstock bleiben muss. Auf diesem Hintergrund verstehe ich auch Römer 11,22: „Du hast hier also beides vor Augen, Gottes Güte und Gottes Strenge: seine Strenge denen gegenüber, die sich von ihm abgewendet haben, und seine Güte dir gegenüber – vorausgesetzt, du hörst nicht auf, dich auf seine Güte zu verlassen; sonst wirst auch du abgehauen werden.“ (NGÜ) Alles, was du machen musst, ist dich völlig, immer und für alles auf Jesus zu verlassen.

Man denkt vielleicht anfangs, dass es im christlichen Leben immer komplexer wird. Aber tatsächlich ist es meiner Erfahrung nach so, dass es sich immer mehr vereinfacht. Alles läuft darauf hinaus, die grundlegenden Wahrheiten des Evangeliums immer tiefer in mein Bewusstsein hineinzutragen. Man erkennt immer mehr, wie verloren man ohne Jesus ist (dazu gehören auch die eigene Religiösität und andere Selbstrettungsversuche), wie sehr man ihn deswegen braucht, wie wichtig Vertrauen und Umkehr sind. Gottes Gnade ist Lebenselixier – dass wird immer mehr durch Erfahrung klar.

Zwei Arten von Verlorenheit

Um eine vom Evangelium motivierte Gemeinde sein zu können, muss man die zwei Arten von Verlorenheit verstehen, die Jesus in seinem Gleichnis von den verlorenen Söhnen beschreibt. Klassischerweise konzentrieren sich Christen auf den ersten Sohn in der Geschichte (Lukas 15,11-32), der den Vater verlässt, in ein fernes Land zieht, und mit wildem, unmoralischem Leben sein komplettes Erbe verschleudert. ‚Das ist das perfekte Bild für Verlorenheit!‘ – denkt der Fromme. Aber tatsächlich geht es in der Geschichte eigentlich um den zweiten, den älteren Bruder, der brav zu Hause bleibt. Die Geschichte endet damit, dass der jüngere Bruder heimkehrt und vom Vater mit einer Begrüßungsfeier willkommen geheißen wird. Der ältere Bruder weigert sich, mit zu feiern. Er bleibt draußen stehen, voller Hass und Ärger über den jüngeren Bruder und die Großherzigkeit des Vaters. Jesus erzählt diese Geschichte den Frommen seiner Zeit. Sie hielten sich selbst für gut, gottgefällig und deswegen nicht bedürftig was Gottes Gnade betraf. „Eins der Anzeichen dafür, dass du die einzigartige, radikale Natur des Evangeliums nicht verstehst, ist deine Überzeugung, dass du es tust.“ (Tim Keller) Das Gleichnis soll bei den Hörern/Lesern die Frage aufwerfen: Wer ist weiter entfernt vom Vater? Welcher der beiden Söhne ist „verlorener“?

Wenn ich über diese Fragen nachgrübele, verstehe ich folgende Dinge:

a) Ich verstehe, dass es unter den Menschen, die sich nicht als Christen bezeichnen, ‚gute‘ und ’schlechte‘ Menschen gibt. Beide brauchen Jesus gleichermaßen und sind ohne Gottes Gnade verloren. Das Evangelium ist nämlich nicht einfach ein Aufruf zu korrektem (gottgefälligem) Verhalten, oder zur Religiösität. Es ist kein Moralisierungsversuch. Wenn eine von beiden Gruppen weiter von Gott entfernt, verlorener ist, dann eher der ‚gute‘, also ‚religiöse‘ Mensch. Jesus erzählt das Gleichnis , um die Pharisäer und Schriftgelehrten zu erreichen – doch letztendlich blieben sie die feindlichsten und aggressivsten Gegner Jesu. Es gibt eine fromme Gottlosigkeit.

b) Ich verstehe, dass es auch unter den Menschen, die sich als Christen bezeichnen, die Tendenz zu geistlichem Stolz und Selbstgerechtigkeit gibt. Besonders wenn man unter Errettung nur einen einmaligen Neuanfang und unter Heiligung nur das Erlernen äußerlicher Frömmigkeitsrituale versteht. Dann kann es leicht passieren, dass ich denke, dass ich ‚jetzt, als Christ‘ etwas Besseres bin. Das Evangelium konfrontiert mich: ‚Du bist vielleicht Christ, aber du hast es nicht verdient, dass Gott dir die Treue hält. Dass er es trotzdem tut, ist völlig unverdient, und sollte dich sehr demütig machen.‘

c) Gottes Gnade bewirkt nicht nur Demut, sondern auch Dankbarkeit und Freude. Gegenliebe. Für einen Gott, der an einer Liebesbeziehung zum Menschen interessiert ist, sind das die einzig zulässigen Motivationen für Veränderung.

Wie sieht eine von dieser Botschaft durchdrungene Gemeinde aus?

Wenn nicht nur ein Einzelner, sondern eine ganze Gemeinschaft von dieser Realität gepackt, beeindruckt und bewegt wird, zeigt sich das u. a. auf folgende Weise:

Inklusiv statt exklusiv – dadurch missional. Durch das Verständnis der Abhängigkeit von der Gnade Gottes bei den Christen fällt das ‚wir heilig-ihr sündig‘ Denken in der Gemeinschaft weg. Betont wird die Gemeinsamkeit zwischen Christen und Nichtchristen. Es gibt einen fundamentalen Unterschied, aber dieser wird nicht überbetont. Der ‚vor Gott sind wir alle gleich‘ Gedanke eint Christen und Nichtchristen. Dadurch schaffe ich einen Ort, in dem sich Nichtchristen respektiert und geliebt fühlen. Damit tut die Gemeinde das Gleiche, was Jesus praktizierte, indem er zusammen mit seinen Jüngern und mit ‚Zöllnern und Sündern‘ aß. Gleichzeitig wird aber auf ‚Pharisäer‘ zugegangen. Das ist christliche Nächstenliebe.

‚Gospel irony‘ statt religiösem Ernst – dadurch Lebendigkeit und Frische. Eins der unangenehmen Merkmale des religiösen, selbstgerechten Menschen ist, dass er sich selbst zu ernst, zu wichtig nimmt. Erkennt er jedoch, wie albern und lächerlich seine Selbstrettungsversuche sind, lernt er durch das Evangelium, über sich selbst zu lachen. Aus Gottes Perspektive betrachtet muss vieles sehr witzig wirken, was wir so ernst nehmen… Tim Keller nennt die Fähigkeit, durch das Evangelium über sich selber lachen zu können ‚gospel irony‘.

Demut statt Überheblichkeit und Stolz. Aus derselben Dynamik entsteht auch die Demut, die eine christliche Gemeinschaft ausmachen sollte. Demut bedeutet, eine Selbsteinschätzung zu haben, die sich mit Gottes Realität deckt. Eine vom Evangelium angetriebene Gemeinde schaut nicht auf andere herab, sondern zu anderen auf. Keiner ist besser als ich, deswegen kann ich von jedem etwas lernen – Christ wie Nichtchrist.

Dass bei dieser Gemeindegründung eine solche Gemeinschaft entsteht, ist ein ganz zentraler Teil der soulfire-Vision.


Gebetstreffen: der Plan

Anfangend mit übernächsten Samstag (dem 25. September) möchten wir uns jeden Samstag Abend um 20:00 Uhr in unserem Wohnzimmer zum Beten für Köln zusammensetzen. Da kann dann jeder dazustoßen. Dadurch schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: wir beten regelmäßig und wir haben für alle, die mitbeten wollen, genügend Auswahltermine.

Dabei freuen wir uns natürlich genauso über diejenigen, die regelmäßig dabei sein können, wie über die, welche es nur sporadisch schaffen. Falls wir einen Termin absagen müssen, werden wir das hier über den Blog tun.


Persönliches Update

Momentan gibt es drei Fragen, die uns häufiger gestellt werden:

1. Hat sich jobmäßig etwas getan?

In den letzten Wochen vor unserem Umzug hat es sich abgezeichnet, dass wir wahrscheinlich mit der Unterstützung, die wir bekommen, finanziell klarkommen werden. Ob es tatsächlich reicht, wird sich in den ersten 2-3 Monaten zeigen. Ein ’normaler‘ Job hätte einen Vor- und einen Nachteil. Der Vorteil: Kontake mit Nichtchristen. Der Nachteil: weniger Zeit für die Gemeindegründung. Und ein Hauptaspekt der Vorbereitungsphase der Gemeindegründung ist das Networking – also viele Kontakte zu knüpfen. Wenn es deshalb finanziell nicht notwendig ist, würde ich momentan dazu tendieren, mich auf die Gemeindegründung zu konzentrieren.

2. Habt ihr euch schon eingelebt?

Ja. Als erstes mussten wir uns – nachdem die Kisten ausgepackt, die Möbel aufgebaut, und alles eingerichtet/dekoriert war – in unserem Veedel (Eigelsteinviertel) zurecht zu finden. Ohne Auto müssen wir erkunden, was alles fußläufig, bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Wir fühlen uns sehr wohl, genießen die zentrale Lage und den angrenzenden Park, freuen uns aber gleichzeitig über die Besuche von Freunden aus Siegen, die uns davor bewahren, uns irgendwie isoliert zu fühlen.

3. Was machst du jetzt die ganze Zeit?

In dieser Phase der Gemeindegründung wird die Grundlage gelegt. D. h. für mich konkret: viel lesen, hören, forschen, dokumentieren. Wir kommen zuerst als Lernende, und möchten unsere ‚Hausaufgaben‘ gründlich erledigen. Es geht darum, eine konkrete Vision, ein Dienstverständnis und einen Actionplan zu entwickeln, Leute zu treffen und natürlich zu beten. Es gibt viel zu lernen, und wir glauben, dass in diesem ersten Jahr viel entsteht, was man für eine Gemeindegründung braucht. Dazu gehört vor Allem auch ein Startteam, ohne das wir keine praktischen Schritte Richtung erster Gottesdienst machen werden. Wir sind gespannt, und freuen uns auf das, was Gott tun wird!

Vielen Dank für euer Interesse und die viele und vielfältige Unterstützung!


Notizen vom letzten Gebetstreffen

Am Samstag hatten wir ein gutes Gebetstreffen. Danke nochmal an Carlo, dessen Wohnung wir nutzen durften, und Anja und Janos für das Mittagessen! Für alle, die gerne da gewesen wären, hier eine ausführlichere Fassung von dem, was ich einleitend gesagt habe. Die Frage, die als Ausgangspunkt diente, war:

Was ist das höchste Ziel der Gemeinde?

Der amerikanische Ethiker und Theologe Richard Niebuhr schrieb einen interessanten Aufsatz über den Zweck der Gemeinde und ihrer Dienste. Er beschreibt, wie unterschiedlich die Frage nach der Aufgabe der Gemeinde beantwortet worden ist bzw. wird. Die einen sehen die Bekehrung des Einzelnen, die anderen die Erlösung der ganzen Gesellschaft als großes Ziel, wobei meistens klar ist, dass es hier nicht um eine Entweder-Oder-Frage geht. Dann vergleicht er die Tendenzen der Protestantischen und der Katholischen Traditionen. Die Protestanten neigen eher dazu, die Liebe und Hingabe zur Bibel als großes Ziel hochzuhalten, während die Katholiken die Liebe und Hingabe zur Kirche anstreben. Niebuhr schreibt:

„…in der Praxis ist das Konzentrieren auf das Buch eine Form der Selbstkorrektur, da die Bibel (wenn sie gewissenhaft studiert wird) nicht zulässt, dass jemand sie als höchstes Gut verehrt, oder ihre Verherrlichung als Endziel verfolgt. Sie zeigt immer von sich selbst weg – nicht so sehr zu ihrem Gefährten, den Menschen, als vielmehr zum Schöpfer, dem leidenden und auferstandenen Herrn und zu dem, der sie inspirierte. Das Gleiche gilt für die Gemeinde. Sie verliert ihre Identität als Gemeinde, wenn sie sich nur auf sich selbst konzentriert, sich selbst anbetet, oder versucht, die Liebe zur Kirche zum größten Gebot zu erheben.“

Statt dessen, so Niebuhr, gibt es ein Ziel, dass (meiner Meinung nach) vor Allem dadurch besticht, dass es 100%ig zum Wesen und Willen Gottes passt: dass die Liebe der Menschen zu Gott und der Menschen untereinander zunimmt. Dass mehr Menschen Gott kennen und lieben lernen, und dann – daraus fließend – lernen, einander so zu lieben, wie sie geliebt worden sind. Niebuhr schreibt:

„Die Bezeichnungen sind unterschiedlich: manche sprechen symbolisch von der Versöhnung mit Gott und den Menschen, andere von zunehmender Dankbarkeit für die Sündenvergebung, andere von der Verwirklichung des Gottesreichs oder dem Kommen des Geistes, wieder andere vom Annehmen des Evangeliums. Aber die einfachen Worte Jesu stellen für die meisten Christen die verständlichste Antwort dar(…). Wenn die Zunahme der Liebe zu Gott und dem Nächsten das höchste Ziel ist – wäre es möglich, dass ein Teil unserer Verunsicherungen und Konflikte in Kirchen und Seminaren darin begründet ist, dass wir darin versagen, dieses Ziel vor Augen zu behalten, und statt dessen damit beschäftigt sind, naheliegende Ziele zu verfolgen, die zwar wichtig sind, uns aber in Interessenkonflikt bringen, wenn man sie nicht in Bezug zu dem Endziel setzt?“

…und weiter:

„In der Sprache der Christen ausgedrückt ist die Liebe zu Gott und dem Nächsten sowohl „Gesetz“ als auch „Evangelium“. Sie ist sowohl die Anforderung, die der Bestimmer aller Dinge den Menschen auferlegt, als auch das gegebene Geschenk (…) in der Selbstaufgabe des Geliebten. Sie ist der Anspruch des Schöpfers an die unendlich aufstrebende menschliche Natur. Deren Perversion durch Götzendienst, Feindschaft und Egoismus ist das Herz der menschlichen Tragödie. Ihre Wiederherstellung, Neuausrichtung und Befähigung ist die Erlösung vom Bösen. Liebe zu Gott und dem Nächste ist das Geschenk, dass uns durch Jesus Christus gemacht wurde. Der bewies durch seine Fleischwerdung, seine Worten und Taten, seinen Tod und seine Auferstehung, dass Gott Liebe ist. Eine Liebesbekundung, die wir eher schlecht begreifen…aber trotzdem ausreichend erkennen, um davon zur Gegenliebe bewegt zu werden. Der Zweck des Evangeliums ist nicht einfach, dass wir an die Liebe Gottes glauben, sondern dass wir ihn und unseren Nächsten lieben. Der Glaube an Gottes Liebe zum Menschen wird durch unsere Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen vollendet.“

Wie kann eine Gemeinde dieses Ziel konkret erfüllen? Die Antwort auf diese Frage ist gleichzeitig die Vision für soulfire.

Wie die Gemeinde die Liebe zu Gott und den Menschen fördert

1. Liebe zu Gott

a) Durch Erkenntnis. Die Gemeinde muss die christliche Botschaft verkündigen. „Wie sollen sie nun den anrufen, an den sie nicht geglaubt haben? Wie aber sollen sie an den glauben, von dem sie nicht gehört haben? Wie aber sollen sie hören ohne einen Prediger?“ (Römer 10,14) Durch die Verkündigung (Predigt, Lehre) verbreitet die Gemeinde die Erkenntnis Gottes. Menschen bekommen Informationen über den Gott der Bibel. (Natürlich geht es bei der Predigt um viel mehr als das, aber diese Information ist die Grundlage für das ‚viel mehr‘ der Predigt.)

b) Durch Erfahrung. Die Gemeinde soll den Menschen aber nicht nur von Gott erzählen, sondern einen Raum schaffen (bzw. dieser Raum sein), in dem diese Menschen eine Begegnung mit Gott haben können. „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ (Johannes 13,35) Die Menschen sollen Gott erfahren können – indem sie christliche Gemeinschaft beobachten und selbst erleben. Dazu gehören meiner Meinung nach besonders gemeinschaftliche Gebets- und Anbetungszeiten, aber natürlich auch geistliche Gespräche, Predigten und der allgemeine Umgang miteinander. „Während er zuhört, werden seine geheimen Gedanken offenbar, und er wird auf seine Knie fallen und Gott anbeten und sagen: »Gott ist wirklich hier unter euch.«“ (1. Korinther 14,25; NL)

c) Durch Gehorsam. Die Erkenntnis Gottes, die man durch Predigten erlangt und die Erfahrungen, die man durch christliche Gottesdienste und Gemeinschaft macht, sollen letztendlich auf diesen Punkt hinauslaufen. Auch hier sind Predigt und Gemeinschaft wichtig: durch sie wird der Mensch herausgefordert und darin bestärkt, Gott zu gehorchen. „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14,15) „Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen“ (Apostelgeschichte 17,30).

2. Liebe zum Mitmenschen

Wodurch fördert die Gemeinde die Liebe der Menschen untereinander?

a) Durch echtes Interesse. „Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit. Das Gegenteil von Leben ist nicht Tod, sondern die Gefühllosigkeit.“ (Elie Wiesel; jüdischer Schriftsteller und Auschwitz-Überlebender). Der erste Liebesbeweis ist das echte Interesse an meinem Nächsten. In einer Gemeinde soll sowohl das echte Interesse am einzelnen Menschen als auch an den Nöten und Problemen der Stadt zu sehen sein.

b) Durch starke Präsenz. Wenn die Gemeinde ihren Einfluss ausüben will, darf sie sich nicht verstecken. Es geht nicht darum, dass sich eine Gemeinde einen Namen macht, um bekannt zu sein, und sich dann erfolgreich zu fühlen. Jesus fordert von seinen Nachfolgern, dass sie für alle sichtbar sind: „Ihr seid das Licht der Welt – wie eine Stadt auf einem Berg, die in der Nacht hell erstrahlt, damit alle es sehen können. Versteckt euer Licht nicht unter einem umgestülpten Gefäß! Stellt es lieber auf einen Lampenständer und lasst es für alle leuchten. Und genauso lasst eure guten Taten leuchten vor den Menschen, damit alle sie sehen können und euren Vater im Himmel dafür rühmen.“ (Matthäus 5,14-16; NL) Laut Jesus sollen wir besonders unsere Taten sprechen lassen. Die Gemeinde zeigt ihre Liebe zur Stadt durch ihre starke Präsenz. Aber auch dadurch, dass der Einzelne ausgerüstet und gestärkt wird, um in seinem alltäglichen Umfeld (Schule, Uni, Beruf, Familie, Freunde) ganz klar als Christ präsent sein kann.

c) Durch aufopfernden Dienst. Wir müssen Interesse zeigen, wir müssen präsent sein – und dann müssen wir dienen. Genauso wie selbst Jesus nicht kam, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele. (Markus 10,45) Jesus diente den Menschen nicht nur durch Evangelisation. Er gab den Menschen Aufmerksamkeit, Liebe, Gerechtigkeit, Würde, Wahrheit, Heilung und Vergebung. Er war bereit, sich selbst zu opfern, damit diese Dinge in der Welt zunehmen können. Die Gemeinde ist dazu da, der Stadt zu dienen, sich für sie einzusetzen und aufzuopfern.

Liebe zu Gott und dem Nächsten – genauso lautet John Wesley’s Erklärung des Begriffs ‚Herzensreligion‘, genau das ist die Idee und die Vision von soulfire. Es ist das Feuer dieser Liebe, dass in unserem Innern (unserem Herzen, unserer Seele) brennen soll. Das ist mein Wunsch, meine Vision für Köln: dass durch soulfire Gemeinden die Liebe zu Gott (durch Erkenntnis, Erfahrung und Gehorsam) und die Liebe zum Mitmenschen (durch echtes Interesse, starke Präsenz und aufopfernden Dienst) in dieser Stadt zunehmen.