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Freundschaft (Teil 3: Freundschaft und Gemeindeleitung)

Bei der letzten Calvary Chapel Westeuropa-Pastorenkonferenz lehrte Falk Scissek, Pastor der CC Freiburg, über das Thema Freundschaft und Leiterschaft. Dabei betont er eine gesunde Beziehung der Leiter untereinander, und des einzelnen Leiters mit Jesus. Hier das übersetzte Predigtskript:

 

„(…) Ich möchte mir mit euch das Herz der Ältestenschaft anschauen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Art und Weise, in der wir Ältestenschaft leben, einen riesengroßen Einfluss auf die Gemeinden haben wird, in denen wir als Pastoren berufen sind. Es wird sowohl die Atmosphäre für die Beziehungen innerhalb der Gemeinschaft als auch das Gottesbild bestimmen. Ich möchte mir einen Abschnitt anschauen, der mich ganz stark inspiriert (…), 1. Petrusbrief, Kapitel 5, Verse 1-4:

 

Die Ältesten, die unter euch sind, ermahne ich als Mitältester und Zeuge der Leiden des Christus, aber auch als Teilhaber der Herrlichkeit, die geoffenbart werden soll: Hütet die Herde Gottes bei euch, indem ihr nicht gezwungen, sondern freiwillig Aufsicht übt, nicht nach schändlichem Gewinn strebend, sondern mit Hingabe, nicht als solche, die über das ihnen Zugewiesene herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde seid! Dann werdet ihr auch, wenn der oberste Hirte offenbar wird, den unverwelklichen Ehrenkranz empfangen. “ (SLT)

 

In seinem an mehrere Gemeinden in Kleinasien gerichteten Brief spricht Petrus spezifisch die Ältesten dieser Gemeinden an. Durch seinen offenen Brief lässt er die ganze Gemeinde ‚mithören‘, was er den Ältesten zu sagen hat. Das erste, was uns an diesen Versen auffällt ist, dass Petrus sich offensichtlich nicht auf eine bestimmte Form von Gemeindeleitung konzentriert, sondern sich mehr mit Charakter und Einstellung der Leiter befasst.

 

Petrus spricht die Leiter als Älteste an, worin ein Hinweis auf die Qualifikationen eines Leiters liegt: nicht in erster Linie das Alter, sondern geistliche und soziale Reife. Dann spricht er davon, die Verantwortung der Aufsicht zu haben, wovon sich das Amt des ‚Aufsehers‘ (oder Bischofs) ableitet. Und schließlich gebraucht er den Begriff Pastor, was lateinisch für ‚Hirte‘ steht. Auf diese Weise erklärt er uns die Schwerpunkte in seinem Dienstverständnis: die uns anvertraute Herde zu leiten, sie geistlich zu ernähren und sie zu beschützen. Petrus gebraucht alle drei Begriffe, um die gleiche Gruppe von Ältesten zu beschreiben. Das gleiche Schema begegnet uns im ganzen Neuen Testament. Die Begriffe werden synonym verwendet, da das Neue Testament keinen Schwerpunkt auf die formelle Struktur oder Organisation einer Gemeinde legt.

 

Aus diesem Grund möchte ich das ebenfalls nicht tun, und mich statt dessen auf das Herz der Ältestenschaft konzentrieren. Dabei möchte ich ganz spezifisch zwei Aspekte aufgreifen: Wie sah Petrus sich selbst? Und: Wie sah Petrus Jesus?

 

Wie sah Petrus sich selbst?

Im ersten Teil von Vers 1 bezeichnet sich Petrus als einen Mitältesten. Das erstaunt mich, hätte er sich doch genauso gut als Apostel vorstellen können. Aber das tat er nicht. Er ist ein Mitältester. Er spricht auf Augenhöhe zu ihnen. Er lässt sie wissen: wir sind ebenbürtig, wir arbeiten zusammen, wir sind ein Team. (…) Wir brauchen Unterstützung, um die Last tragen zu können. Ein Ältestenteam macht es möglich, dass jeder gemäß seiner Gaben und Stärken dient, weil die Aufgaben entsprechend aufgeteilt werden können. Ich bin sehr dankbar, dass wir das in unserem Team so praktizieren: Oli konzentriert sich darauf, in den Einzelnen zu investieren, während ich mehr die Gemeinde als Ganzes im Blick habe. Oli hat die Gabe der Anbetungsleitung und ist prophetisch begabt. Kuno ist ein praktisch veranlagter Mann, der die Weisheit eines Vaters von erwachsenen Kindern mitbringt – der Richtige für den Bereich Jüngerschaft. Was für eine Chance, sich so gegenseitig in unseren Begabungen und Persönlichkeiten ergänzen zu können!

 

Es ermöglicht auch, dass wir uns in unseren Schwächen ausgleichen können. Ohne das jetzt namentlich zuzuordnen, aber einer von uns geht gerne vorwärts und hat kein Problem damit, im Nachhinein die Pläne zu revidieren oder notfalls zuzugeben, dass es wohl doch nicht Gottes Führung war. Ein anderer ist mehr der Analytiker und Organisierer. Ihm fällt es schwer, außerhalb eines Plans zu funktionieren. Wieder ein anderer sitzt gerne einfach zu Jesu Füßen und braucht etwas Ermutigung, um tatsächlich in Bewegung zu kommen. In unseren wöchentlichen Treffen, in denen wir über die anstehenden Themen sprechen und beten, kommen diese Schwächen auch zum Tragen, und wir können sie für einander ausgleichen.

 

(…) Manchmal bleiben wir an einer Frage hängen. Dann sagen wir uns: Kommt, wir gehen nach Hause, suchen Gott, sprechen mit unseren Frauen darüber, und machen dann nächste Woche weiter. Unsere Frauen sind ein essentieller Teil unseres Teams und wir schätzen ihre Perspektiven und Einsichten sehr.

 

Ein gut funktionierendes Ältestenteam macht den Dienst effizienter und effektiver. Da bin ich mir sicher. Aber ich glaube auch, dass es noch eine tiefere Ebene gibt. Sachen zu erledigen ist nicht das Wichtigste. Daran muss ich mich ständig erinnern, weil ich gerne Dinge als erledigt abhake. Auf dem Hintergrund einer sich entwickelnden Gemeinde fasziniert mich die Art und Weise, wie Petrus seine Mitältesten anspricht: Ich ermahne euch, ich appelliere an euch. Das Verb, welches hier gebraucht wird, bedeutet, jemanden herbeizurufen, oder an jemandes Seite zu kommen, jemanden einzuladen, zu ersuchen, anzuflehen, oder an anderen Stellen sogar zu trösten. Petrus sagte nicht zu den anderen Ältesten: ‚Kommt, folgt mir nach‘, noch sagte er ‚Kommt, wir können das besser‘, oder ‚Wir teilen uns alle auf und jeder macht das, was er am Besten kann‘. Nein, er sagt: ‚Kommt an meine Seite. Kommt nah an mich heran‘.

 

Das erinnert mich an das, was Jesus zu seinen Jüngern sagte: ‚Ich nenne euch nicht mehr Diener‘. Was sagte er dann? ‚Ich nenne euch Angestellte‘? Oder sogar ‚Ich nenne euch Kollegen‘. Nein! Er sagte ‚Ich nenne euch Freunde‘. Jesus hatte keine professionelle Seite. Er hielt niemanden auf Distanz. Und das, obwohl es, wenn irgendwo, dann in der Beziehung zwischen dem Gottessohn Jesus und sündhaften Menschen angemessen gewesen wäre. Zwischen beiden liegt von Natur aus eine riesige Kluft. Aber Jesus hat sie überbrückt. Er kam uns nahe. Jesus wurde völlig Mensch und ließ es zu, dass die Jünger Seite an Seite mit ihm gingen. Er nahm Petrus, Jakobus und Johannes sowohl mit auf den Berg der Verklärung als auch in den Garten Gethsemane – sowohl die herrlichen, als auch die hässlichen Seiten des Dienstes (…).

 

Wenn Gott selbst das in Jesus getan hat, sollte es da nicht erst recht auch für uns natürlich sein? Wir müssen folgendes begreifen: In Menschen zu investieren ist kein Mechanismus zum Gemeindewachstum. Jüngerschaft ist nicht einfach eine professionelle Methode, um ein Ziel zu erreichen. In der Vorbereitung auf diese Predigt hat Gott mich überführt, dass ich zu sehr der Boss bin, zu sehr der professionelle Kollege, und nicht genug der Freund. Sind eure Ältesten eure Nachfolger, Diener, Kollegen oder sind sie eure Freunde? (…)

 

Ich möchte gerne in einer tieferen, geistlichen Gemeinschaft mit meinen Mitältesten leben, auf eine Weise, die Jesu Charakter und die Art, wie er seine Jünger, seine Freunde behandelte, widerspiegelt. Ich sehe meine Rolle als Ersten unter Gleichen, mit einer besonderen Leitungsverantwortung. Aber ich will meine Mitältesten als Freunde an meiner Seite sehen, und sie nicht hinter mir herschleifen müssen. Und das ist es, was Petrus getan hat. Er sah sich selbst als jemanden, der mit seinen Mitältesten auf Augenhöhe stand. Auch wenn er es als seine Verpflichtung sah, die Initiative zu ergreifen, und seine Freunde an seine Seite zu rufen. Manchmal haben wir Angst, dass wir Respekt verlieren, wenn wir uns auf eine Freundschaft einlassen. Ich glaube, dass muss nicht passieren, und Jesus ist auch darin unser Vorbild. Petrus ebenso. Er ruft sie an seine Seite und spricht in ihre Leben hinein.

 

Es stimmt: Den Leuten ist es egal, wie viel du weißt, es sei denn, sie wissen, dass sie dir nicht egal sind. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Art von Beziehung, welche die Ältesten miteinander leben, in großem Maße die Atmosphäre der Gemeinde bestimmen wird. Ihr werdet zum Vorbild – sei es für Konkurrenzdenken und Misstrauen oder für Liebe und herzliche Gemeinschaft, abhängig davon, ob es professioneller Dienst ist, oder ein Dienen von Herzen.

 

Und ich möchte noch einen weiteren Aspekt nennen, der die Gemeinschaft der Ältesten untereinander unersetzlich macht: Rechenschaft. Manchmal höre ich Beschwerden darüber, dass es an der Spitze, in einer leitenden Position, so einsam sei. Ich verstehe, was damit gemeint ist. Aber wir müssen uns fragen, ob das Problem nicht bis zu einem gewissen Grade hausgemacht ist. Wenn wir einen Platz oben auf der Pyramide einnehmen, sollten wir uns nicht wundern, dass da keiner mehr neben uns sitzt. (…)

 

Mit wem stehst du auf Augenhöhe? Wer tritt dir entgegen? Besonders bei den ernsteren Dingen wie Charakterschwächen – wenn du vielleicht eine Person in der Gemeinde unfreundlich behandelt hast? (…) Ich brauche diese Herausforderung. Außerdem: haben wir keine Ältesten, die diesen Job übernehmen, werden sich unsere Frauen dafür verantwortlich fühlen. Aber wenn das der einzige Weg ist, um zu dir durchzudringen, um dir als Leiter Feedback zu geben, wird das die Ehe stark belasten. Es wird darauf hinauslaufen, dass sich alle Leute mit ihren unterschwelligen Botschaften für den Pastor an dessen Ehefrau wenden werden. Es ist ein großer Segen, ein funktionierendes Ältestenteam haben zu können: die Ältesten treten mir auf den Schlips. So liegt der Druck, mich mit meinen Fehlern korrigieren zu müssen, nicht auf meiner Frau. Die ist nämlich bereits ohne diese dienstlichen Probleme schon ausgelastet.

 

Wie sah Petrus Jesus?

Das erste, was wir uns angeschaut haben, war also Petrus‘ Selbstverständnis. Als Mitältester, als Erster unter Gleichen, der andere als Freunde an seiner Seite haben wollte, die nicht nur den Dienst, sondern das Leben miteinander teilten. Damit bestimmte er die Atmosphäre für die Beziehungen in der Gemeinde, und legte die Grundlage für die Rechenschaft, die wir alle nötig haben.

 

Nun wollen wir uns damit auseinander setzen, wie Petrus Jesus sieht. Und auch das hat mit Ältestenschaft zu tun, weil es dabei auch darum geht, darauf zu achten, dass Jesus den Platz in der Gemeinde hat, der ihm gebührt. In Vers 4 nennt er Jesus den obersten Hirten. Wahrscheinlich erinnert er sich daran, dass Jesus sich selbst als guten Hirten bezeichnet hatte (Johannesevangelium, Kapitel 10). Um Jesus von allen anderen Ältesten abzuheben, fügt er das Wort ‚oberster‘ hinzu. Jesus ist der Oberhirte, nicht bloß einer der Hirten. Begreifen wir das? Leben wir danach? Reflektiert sich das in unserer Gemeindestruktur, unseren Dienste, und in den Titeln, die wir einander geben?

 

Ihr wisst, dass das Wort ‚Pastor‘ ‚Hirte‘ bedeutet. Jemand wies mich darauf hin, dass ‚oberster‘ auch ‚Haupt-‚ übersetzt werden kann. Eine mögliche Übersetzung des Titels ‚Oberhirte‘ wäre demnach ‚Hauptpastor‘ [od.: ‚leitender Pastor‘]. Das ist einer der Titel, die Jesus in der Bibel bekommt. Das hat mich – ehrlich gesagt – ziemlich getroffen. Und ich habe die Verwendung von Titeln überdenken müssen. Trotz alledem ist mir klar, dass es nicht um Titel und Bezeichnungen, sondern um das Herz geht. (…)

 

Es ist mein Herzenswunsch, dass die Menschen in unserer Gemeinde verstehen, wer wir vor Gott sind. Die Gemeinde wird mit einem Körper verglichen, und der Kopf dieses Körpers ist: der leitende Pastor, Jesus! Wir müssen irgendwie versuchen, dieses Denken aus unseren Köpfen zu verbannen, dass es unsere Gemeinde ist, als besäßen wir sie. Macht korrumpiert. Wir sind unserer sündhaften Natur gegenüber nicht immun, sie kann uns beherrschen. Es ist der Stolz, der sich einschleicht. Wir müssen mit der Macht, die wir haben, so vorsichtig sein! Ich weiß, dass es sich gut anfühlt, wenn man das Sagen hat, wenn die Menschen zu einem hochschauen. Es füttert mein Ego, wenn ich bestimmen kann. Aber es ist falsch. Es ist nicht meine Gemeinde, sondern die von Jesus. Er bestimmt, er ist der leitende Pastor, er gibt die Richtung an, wir folgen. Dazu brauchen wir Rechenschaft, die ein funktionierendes Team von Ältesten bieten, und bei der sie auf sehr praktische Weise helfen kann. Die Leiterschaft mit anderen Ältesten zu teilen nimmt der zentralen Stellung das Prestige. In unserer Gemeinde stehe ich trotzdem noch häufiger auf der Bühne als die anderen Ältesten, weil Gott mir die Gabe des Lehrens und der Leitung gegeben hat. Aber ich übernehme nicht die ganze Lehrtätigkeit. Ungefähr jeden dritten Sonntag lehrt jemand Anderes. Und ich leite nicht in jedem Bereich. Jeder Älteste ist für einen bestimmten Dienstsektor, über den er die Aufsicht hat, verantwortlich. Ich bin Erster unter Gleichen, aber ich bin nicht bei Allem der Erste. Wenn es darum geht, Leute zu konfrontieren, ist Kuno der Erste. Wenn es darum geht, für die Kranken zu beten, ist Oli der Erste. Das hat sich einfach ganz natürlich so ergeben, indem wir uns immer besser kennenlernten. Es ist mein Gebet, dass die Art und Weise, in der wir miteinander arbeiten, für den Rest der Gemeinde eine Inspiration dafür sein kann, als Körper mit den verschiedenen Gaben und Rollen unter der Leitung von Jesus Christus zu funktioneren.

 

Einen letzten Gedanken: Worauf letztendlich alles hinausläuft, ist, dass wir in erster Linie nicht Hirten, sondern Schafe sind. Das ist ein Schlüssel. Das ‚Schaf Sein‘ lassen wir nie abgeschlossen hinter uns, um dann dazu überzugehen, Hirte zu sein. Genau genommen können wir keine Hirten sein, wenn wir nicht die Schafe Jesu sind.

 

Einen letzten Vers aus dem selben Brief:

 

Denn ihr wart wie Schafe, die in die Irre gehen; jetzt aber habt ihr euch bekehrt zu dem Hirten und Hüter eurer Seelen.“ (2,25; SLT)

 

Damit sind wir alle gemeint. Wir sind die Schafe, die in die Irre gingen. Und wir wurden zurück in seine Herde gebracht. In seiner Gnade hat er uns zurück gebracht, in seiner Gnade macht er uns zu Hirten an seiner Statt, um so seinen Charakter an den Tag zu legen und Menschen auf ihn zu verweisen. Aber in all dem bleiben wir seine Schafe. Kann es einen besseren Trost geben, als dass wir wissen können, dass wir einen Oberhirten haben? Wenn wir leiten, so müssen wir uns nicht eine Richtung ausdenken, sondern wir folgen unserem Herrn nach. Wenn wir dienen, müssen wir nicht auf das bauen, was wir herausgefunden haben, sondern wir haben die Wahrheit von Gottes Wort und das Zeugnis seines Geists. Und wir brauchen die Herde nicht in eigener Kraft zu beschützen, sondern in der Stärke, mit der Gott versorgt. Möge das durch unseren Leitungsstil, gemeinsam mit den Ältesten, unter der Leitung von Jesus, sichtbar werden.

 

 

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Freundschaft (Teil 2: Freundschaft, Evangelisation & Jüngerschaft)

Wir leben in einer Zeit und einer Gesellschaft, in der alles sauber und schnell laufen soll. Unser Denken ist maschinisiert und mechanisiert. Wir wollen Abläufe optimieren, Effizienz steigern und stehen allem, was man nicht analysieren kann, eher skeptisch gegenüber.

In der geistlichen Welt, dem ‚Reich Gottes‘ ist dieses Denken allerdings Fehl am Platze. Es ist höchste Zeit, die organische Natur geistlicher Abläufe zu begreifen, und sich vor allem klar zu machen, dass wir die geistliche Welt nicht mechanisieren können. Wir müssen die Gesetze der geistlichen Welt studieren, und uns ihnen dann anpassen, wenn wir innerhalb dieser Realität erfolgreich sein wollen.

Das ist wie bei einem Surfer, der die unglaubliche Gewalt der Wellen nutzen will. Er weiß, dass es nicht möglich ist, die Welle zu zähmen. Er muss wissen, wie sich das Wasser verhält, und sich dann diesen Gesetzmäßigkeiten anpassen. Er muss sich auf die Welle einstellen – nicht umgekehrt.

Freundschaft und Evangelisation

Non-relational evangelism is a contradiction. – Evangelisation ohne Beziehung ist ein Widerspruch in sich.“ (Ed Stetzer)

Die meisten Menschen brauchen Zeit, um sich für einen geistlichen Kurswechsel zu entscheiden. Laut Statistiken braucht es im Schnitt 3 Jahre, begleitendes Gebet und kontinuierliches Zeugnis einer nahestehenden Person und am besten noch die geistliche Gemeinschaft einer Gemeinde. Auf diesem Weg wird der Suchende (der nicht selten durch eine Lebenskrise geht) Schritt für Schritt an den Glauben herangeführt. Dabei ist es für die Dauerhaftigkeit ihrer Entscheidung wichtig, möglichst häufig und auf möglichst vielfältige Weise das Evangelium kommuniziert zu bekommen.

Tim Keller schreibt: „Viele Leute haben ganz einfach eine solche Persönlichkeit, bei der Prozesse eine große Rolle spielen. Sie würden nie zum Glauben kommen, wenn sie dazu gedrängt werden. Sie müssen in Stufen kommen.“

Menschen sind keine Maschinen. Wir funktionieren nicht wie ein Programm, bei dem man nur die richtige Taste drücken muss. Gott hat uns als Teil seiner Schöpfung einfach nicht so gemacht. Deshalb ist auch sein Wirken im Menschen normalerweise ein organischer, natürlicher Prozess. Jesus vergleicht die Prozesse der geistlichen Welt mit Hefebakterien oder Samenkörnern (z. B. die ‚Königreichsgleichnisse‘ in Matthäus 13, die geistliche „Geburt“ in Johannes 3 oder der Weinstock in Johannes 15). Wir müssen ebenfalls wieder lernen, in diesen Kategorien zu denken.

Freundschaftsevangelisation ist kein Programm, dass ein Pastor einfach einführen, oder Konzept, dass er durchsetzen kann. Sie ist eigentlich etwas, das fast automatisch passiert, wenn Christen die richtige Einstellung gegenüber ihrem Umfeld und das richtige Verständnis für den Ablauf geistlicher Prozesse haben.

Das bedeutet natürlich nicht, dass man keine evangelistischen Predigten oder spezielle Strategien und Methoden zur Evangelisation braucht. Aber es bedeutet, dass man sie richtig einordnet. In gewissem Sinne sind sie nur das i-Tüpfelchen. Als Christen neigen wir dazu, uns darauf auszuruhen, dass jemand unsere Nachbarn ‚professionell‘ evangelisiert. Dieses Denken und Verhalten ist falsch – und im Innersten wissen wir das auch.

Vielleicht sind wir deshalb eingeschüchtert, weil wir uns zu sehr auf den menschlichen Teil konzentrieren. Wir verhalten uns, als wäre Evangelisation etwas, dass wir für Gott machen müssen, weil es sonst nicht getan wird. In Wirklichkeit ist es ein Werk Gottes. Weil er Liebe ist, streckt er sich immer und ständig nach allen Menschen aus. Er ist es, der allen Menschen überall befiehlt, zu ihm umzukehren (Apostelgeschichte 17,30). „Ja, Gott selbst ist es, der durch uns die Menschen ruft.“ (2. Korinther 5,20b; GNB) Wenn wir vom missionarischen Wesen Gottes echt gepackt werden, wird sich dass ganz natürlich in unseren Beziehungen zeigen: „Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden Ströme lebendigen Wassers fließen, wie es in der Schrift heißt.“ (Johannes 7,38; NL). In uns wohnt der Geist Gottes, der die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht überführt.

Freundschaft und Jüngerschaft

Jesus kam und sagte zu seinen Jüngern: »Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht sie zu Jüngern. Tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alle Gebote zu halten, die ich euch gegeben habe. Und ich versichere euch: Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit.«“ (Matthäus 28,18-20; NL)

Bei der Evangelisation geht es darum, dass Menschen der christlichen Botschaft ausgesetzt werden. Reagiert jemand auf die Botschaft positiv, haben wir den Auftrag, sie an der Hand zu nehmen und weiter zu führen. Das geschieht vor Allem durch zwei Faktoren: Gemeinschaft („Tauft sie“) und Lehre („lehrt sie“). Bei der Lehre geht es allerdings nicht bloß um das Vermitteln von Information! Jesu Befehl lautet, ihnen beizubringen, alle Gebote zu halten, nicht nur, sie zu kennen. Gebote halten lernen braucht seine Zeit – und persönliche Begleitung.

In seinem Buch „Grow“ schreibt Winfield Bevins:

Das Jüngerschaftsmodell des Neuen Testaments war natürlich und organisch. Jüngerschaft geschieht, wenn Männer und Frauen mit ihrem geistlichen Mentor Zeit verbringen.

Gleichermaßen sollten wir an den Leben der Menschen teilhaben, die wir entwickeln wollen. Wir sollten die Zeit, die wir mit den Leuten mit denen wir Jüngerschaft praktizieren wollen, fest einplanen – und zwar außerhalb der normalen Gemeindeprogramme. Wir müssen uns Zeit nehmen, um mit ihnen zu spielen, zu beten und zu essen. Das bedeutet, dass Jüngerschaft uns etwas abverlangen wird. (…) Es wird uns Zeit, Energie und emotionale Beteiligung kosten, wenn wir die Herausforderung, zu Jüngern zu machen, annehmen wollen. Ich glaube, dass hier der Hauptgrund dafür liegt, dass Gemeinden nicht mehr zu Jüngern machen: es braucht Zeit.“

Robert Coleman schreibt in „Des Meisters Plan der Evangelisation“:

Nachdem Jesus seine Leute herausgerufen hatte, machte er es sich zur Gewohnheit, bei ihnen zu sein. Dies war das Wesentliche an seinem Trainingsprogramm – seine Jünger sollten ganz einfach ihm folgen. (…) Es ist erstaunlich: Alles, was Jesus tat, um diese Männer in seinem Sinn zu unterrichten, war, sie näher zu sich selbst zu ziehen. Er war seine eigene Schule und sein eigener Lehrplan. (…) Seine Jünger waren nicht an äußerer Übereinstimmung erkennbar, nicht durch gewisse Formalitäten, sondern dadurch, dass sie bei ihm waren. So hatten sie an allem teil, was er lehrte (Joh. 18,19).“

Natürlich lernt man auch eine Menge über Bücher, Predigten und Seminare. Aber den stärksten Einfluss auf uns haben – nach meiner Erfahrung – dann doch die Menschen, mit denen wir Zeit verbringen. Aus meinem Leben kann ich bezeugen, dass ich in meinem Leben mit Jesus niemals da wäre, wo ich jetzt bin, hätte ich nicht geistliche Vorbilder und Mentoren gehabt.

Um dieses Prinzip als Gemeinde umzusetzen, brauchen wir vor Allem zwei Tugenden:

a) Demut. Jeder einzelne Christ (Pastoren und Leiter mit eingeschlossen) müssen sich selbst zuerst als Lernende, als Nachfolger verstehen. Jeder braucht dazu Freunde, die ihn/sie in dieser Nachfolge weiterbringen. Ein Freund kann in unser Leben hineinsprechen. Um das zuzulassen braucht es Demut.

b) Gegenseitige Verantwortung. Innerhalb einer Gemeinschaft sind wir füreinander verantwortlich. Haben wir jemanden, zu dem wir eine so gute Beziehung aufgebaut haben, dass wir in sein/ihr Leben hineinsprechen können? Leben wir in der Verantwortung, die wir vor Gott für unsere Geschwister haben?

(Im nächsten Teil geht es um Freundschaft und Leiterschaft. Der Artikel wird ein übersetztes Predigtskript von Falk Scissek, Pastor in der CC Freiburg sein. Auf der diesjährigen Pastorenkonferenz in Siegen predigte er über das Thema „Das Herz der Ältestenschaft“.)


Freundschaft (Teil 1: Freundschaft verstehen und leben)

In der Antike galt die Freundschaft als die glücklichste und menschenwürdigste aller Liebesarten, die Krone des Lebens und die Schule der Tugend. Aber die moderne Welt ignoriert sie völlig.“ (C. S. Lewis)

Freundschaft ist ein Thema, über dass man nicht genug hört. Wo lernt man, ein guter Freund zu sein, gute Freunde zu finden, und Freundschaften zu pflegen? Und auch in der christlichen Welt empfinde ich einen starken Mangel an hilfreicher Lehre und Anleitung. Dabei findet man in der Bibel zum Thema Freundschaft einiges an praktischer Weisheit – vor Allem im Buch der Sprüche.

 

 

Der Ursprung der Freundschaft.

Der Ursprung der Freundschaft ist eigentlich in der Dreieinigkeit zu finden. Christen glauben, dass es nur einen Gott gibt, der sich aber in 3 Personen manifestiert: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Bevor Gott irgendetwas schuf, gab es in der Gottheit also bereits eine Form der Gemeinschaft – oder, wenn man es so nennen will: der Freundschaft.

 

So schuf Gott auch nicht aus Einsamkeit, um endlich ein paar Freunde zu haben. Vielmehr reproduzierte er etwas, dass ihm bereits zu Eigen war. Wir sind also nicht dazu da, Gottes psychologischen Nöten zu begegnen, sondern seine herrliche Eigenschaft als dreieinigen Gott wieder zu spiegeln.

 

Und so lesen wir in der Schöpfungsgeschichte in 1. Mose 2, wie Gott sich den einzigen, einsamen Menschen anschaut, und sagt: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“, und einen zweiten Menschen macht, dem ersten ähnlich, zu ihm passend. Gott hat Menschen für einander geschaffen, damit sie durch ihre zwischenmenschlichen Beziehungen etwas über ihn lernen und an andere weitergeben.

 

 

Faktoren einer Freundschaft.

Es braucht verschiedene Faktoren, damit eine Freundschaft entstehen kann. Ob es dabei unbedingt eine Reihenfolge gibt, weiß ich nicht. Aber folgende Punkte sind entscheidend:

 

Gemeinsamkeit. Freunde haben etwas gemeinsam. Das heißt nicht, dass sie sich immer in besonderem Maße gleichen. Freunde können sehr verschieden sein. Aber sie haben etwas, das sie eint, was als Grundlage für ihre Freundschaft dient. C. S. Lewis schreibt in „Was man Liebe nennt“:

 

Freundschaft entsteht aus bloßer Kameradschaft, wenn zwei oder mehr Kameraden entdecken, dass sie eine Einsicht, ein Interesse oder auch einen Geschmack teilen, der andern nichts bedeutet. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte jeder, er sei allein mit diesem Schatz (oder mit dieser Last). Typisch für eine beginnende Freundschaft wäre etwa der Satz: ‚Was? Auch du? Ich dachte, ich sei der einzige!‘“

…und weiter: „Liebende stehen sich gegenüber, ineinander versunken – Freunde stehen Seite an Seite, versunken in ein gemeinsames Anliegen.“

 

Nähe. Bei einer Freundschaft wird die Grenze vom Professionellen, Förmlichen und Distanzierten hin zum Persönlichen überschritten. Ein Freund ist am Alltag, an Details und am Innenleben seines Freundes interessiert.

 

Dazu gehört natürlich eine bestimmte Offenheit. Man muss bereit sein, sich dem Anderen zu öffnen, sich verletzlich zu machen. Auf der Grundlage des Vertrauens und der Sympathie ist das jedoch möglich.

 

Hilfe. Echte Freunde helfen sich gegenseitig. Sie helfen einander, persönlich weiter zu kommen. Dabei ist die Motivation das Interesse am Wohlergehen des Anderen.

 

Verpflichtung. Im Deutschen spricht man davon, dass Freundschaften geschlossen werden. Es ist eine Art Bund, der zwischen zwei (oder mehr) Menschen entsteht. Die Idee dahinter ist es, eine dauerhafte, bleibende Beziehung zu schaffen, die nicht durch Kleinigkeiten zerstört werden kann. „Eine Freundschaft, die beendet werden kann, hat eigentlich nie so recht begonnen.“ (Mellin de Saint-Gelais)

 

Zuneigung. Letztendlich ist Freundschaft eine Form der Liebe. Freunde mögen sich. Sie sind sich sympathisch. Ob sie dafür den Grund schon entdeckt haben oder nicht, ist zweitrangig. Manche sprechen von einer ‚Seelenverwandtschaft‘, um dieses Phänomen zu beschreiben.

 

Ohne diese Faktoren hat man keine wirkliche Freundschaft. Daher ist es ratsam, mit dem Titel ‚Freund‘ sehr sparsam umzugehen. Wenn man einen Freund gefunden hat, auf den diese Beschreibung passt, sollte man Spurgeons Rat befolgen, der schrieb: „Wenn du solch einen Menschen gefunden hast, der die Aufrichtigkeit seiner Freundschaft bewiesen hat; wenn er dir (…) treu gewesen ist, so kette dich mit Haken aus Stahl an ihm fest und lass ihn niemals los.“

 

 

Der ideale Freund.

Ein Grund für die Menschwerdung von Jesus ist sein Wunsch, mit anderen Menschen Freundschaften einzugehen. Auch wenn es vielleicht kindisch (kindlich?) klingt, aber er will tatsächlich der unsichtbare beste Freund eines jeden Menschen sein. Als Jesus auf dieser Erde lebte, hatte er Freunde. Die drei Geschwister, Maria, Martha und Lazarus. Aber vor Allem seine Jünger. Und davon ganz besonders Petrus, Johannes und Jakobus.

 

Jesus ist der ideale Freund. Das wird sichtbar, wenn man Jesus an den eben genannten Faktoren misst. Dabei wird klar, wie die großen christlichen Lehren in diesen Bereich hineinsprechen. Die wichtigsten Stellen im Neuen Testament sind die Abschnitte, in denen besondere Momente zwischen Jesus und seinen Freunden festgehalten werden: der Tod des Lazarus, das letzte Abendmahl, die Abschiedsrede an seine Jünger und sein Gebetskampf im Garten Gethsemane.

 

Gemeinsamkeit: Gott stellte durch die Inkarnation (Gott wurde in Jesus Mensch) und durch die Adoption (Gott nimmt uns in Jesus in seine Familie auf) zwei wichtige Gemeinsamkeiten auf. Jesus wurde Mensch – genau wie wir es sind. Und weil Jesus am Kreuz unseren Platz eingenommen hat, können wir jetzt Teil der Familie Gottes sein. Jesus ist unser großer Bruder, wir haben denselben himmlischen Vater. Er steht mit uns Seite an Seite.

 

Nähe: Die für eine Freundschaft so wichtige Nähe schuf Gott, indem er den Heiligen Geist sandte. Auch wenn Jesus bei der Himmelfahrt zurück zum Vater gegangen ist, so hat er doch versprochen, nie weit weg zu sein: „Ich werde euch nicht als hilflose Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.“ (Johannes 14,18; NGÜ) „Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ (Matthäus 28,20; NGÜ) An Pfingsten sandte er den Heiligen Geist (der „Geist Jesu“), durch den er seitdem nicht nur bei uns ist, sondern in uns wohnt („Innewohnung“).

 

Offenheit: Jesus verstand den Unterschied zwischen einem Diener und einem Freund. In einer Ansprache an seine Jünger kurz vor seinem Tod sagte er: „Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener. Denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut; ich aber habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ (Johannes 15,15; NGÜ) Damit erfasste er einen der Hauptunterschiede: das Maß an Offenheit. Jesus nahm Petrus, Johannes und Jakobus mit in den Garten Gethsemane, wo er in der Nacht vor seinem Tod an seiner Aufgabe fast zerbrach, und betend Blut und Wasser schwitzte. Er öffnete sich ihnen, ließ sie wissen, wie er sich fühlte: todtraurig und einsam.

 

Hilfe: Jesus kam, um den Menschen zu helfen. Die größte Hilfe hat er dadurch gegeben, dass er am Kreuz für uns starb, um uns so vor unseren Sünden zu retten. „Niemand liebt seine Freunde mehr als der, der sein Leben für sie hergibt.“ (Johannes 15,13; NGÜ) Als idealer Freund ist er diesem Wunsch, uns zu helfen, völlig hingegeben. Er hilft uns jetzt, indem er sich für uns vor dem Vater vertritt (als stellvertretendes Sühneopfer), und indem er unsere Gebete beantwortet. Wie es in dem Kirchenlied „Welch ein Freund ist unser Jesus“ heißt: „Sind mit Sorgen wir beladen, Sei es frühe oder spät, Hilft uns sicher unser Jesus, Fliehn zu ihm wir im Gebet.“

 

Verpflichtung: Das große Symbol der Verpflichtung, die Jesus uns gegenüber eingegangen ist, sehen wir im Abendmahl: „Dann nahm er den Becher, sprach darüber das Dankgebet, gab ihnen auch den, und alle tranken daraus. Dabei sagte er zu ihnen: »Das ist mein Blut, das für alle Menschen vergossen wird. Mit ihm wird der Bund in Kraft gesetzt, den Gott jetzt mit den Menschen schließt. Ich sage euch: Ich werde keinen Wein mehr trinken, bis ich ihn neu trinken werde an dem Tag, an dem Gott sein Werk vollendet hat!«“ (Markus 14,23-25; GNB) Mit dem Abendmahl erinnern wir uns daran, dass sich Jesus uns verpflichtet hat. Sein Blut ist das Siegel unserer Freundschaft.

 

Zuneigung: Wer durch Jesus eine Beziehung zum himmlischen Vater hat, kann sich sicher sein, dass Gott uns nicht ’nur‘ liebt – er mag uns. Das ergibt sich eigentlich ganz logisch aus der Tatsache, dass er seine Jünger Freunde nennt. Sie waren ihm nicht nur in seiner Sache hilfreich, er suchte eine freundschaftliche Beziehung mit ihnen. Und wer sucht sich schon jemanden zum Freund aus, den er nicht mag? In Johannes 16,27 wird im Urtext ein Wort gebraucht, mit dem gewöhnlich die freundschaftliche Liebe beschrieben wurde. Und auch wenn man sich nicht so viel aus Wortstudien macht (vor Allem bei Johannes, der sich gerne wiederholte, und dabei leicht unterschiedliche Worte gebrauchte) – diesen Vers kann man ohne das Konzept der Freundschaft nicht verstehen: „denn der Vater liebt euch. Er liebt euch, weil ihr mich liebt und nicht daran zweifelt, dass ich von Gott gekommen bin.“ Es ist eine gegenseitige, freundschaftliche Liebe, die darauf basiert, dass wir ihm vertrauen.

 

 

Zum Nachdenken:

Für eine gute Freundschaft braucht es zwei Seiten. Das gilt für die Beziehung von uns Menschen untereinander. Es gilt aber auch für unsere Beziehung zu Jesus. Deswegen müssen wir uns fragen: bin ich ein guter Freund/eine gute Freundin gewesen? Jesus kann nur mein Freund sein, wenn ich auch sein Freund bin. Bin ich bereit, ihm nachzufolgen? Mit ihm dahin zu gehen, wo er hingehen muss? Bin ich offen dafür, seine Nähe nicht nur zuzulassen, sondern auch aktiv zu suchen? Lebe ich in Gemeinschaft mit ihm? Bin ich bereit, mich an seiner Mission (die Rettung der Welt) zu beteiligen, ihm zu ‚helfen‘? Habe ich freundschaftliche Gefühle für Jesus? Und: lebe ich verbindlich als sein Freund/seine Freundin? Um nochmal das Spurgeon-Zitat zu bemühen: Jesus hat die Aufrichtigkeit seiner Freundschaft durch seinen Tod bewiesen. Er ist treu gewesen. Deswegen sollte ich mich mit Ketten aus Stahl an ihn ketten und ihn nie wieder loslassen…

(Im nächsten Teil geht es um die Rolle der Freundschaft in den Bereichen Evangelisation, Jüngerschaft und Leiterschaft. )