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Glaube, Liebe, Stadt. (Teil 1)

Bevor wir am 21. Oktober offiziell an den Start gehen, laufen im Moment noch ein paar ‚Testgottesdienste‘, in denen wir erst Mal für uns bleiben, um am Gottesdienstablauf usw. noch arbeiten zu können.

In den Testgottesdiensten haben wir eine kurze Predigtreihe zu unserem Motto „Glaube, Liebe, Stadt“. Hier der erste Teil: Glaube in der Stadt.

Und dazu noch das Predigtskript als PDF-download.

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Gnade für Alle!

Gott lässt die Sonne über Gute und Böse scheinen und gibt den Regen den Gerechten und den Ungerechten. Er sendet fruchtbare Zeiten und schenkt Vieles, das dem allgemeinen Wohlergehen der Menschheit zuträglich ist. Zu den häufigsten Segnungen, die man zu dieser Quelle zurückverfolgen kann, zählen Gesundheit, materieller Wohlstand, allgemeine Intelligenz, Begabungen in den Bereichen der Kunst, der Musik, der Redekunst, der Architektur, des Handels und der Erfindungen. (…)

Die Allgemeine Gnade ist der Ursprung aller Ordnung, Kultiviertheit, Kultur, allgemeiner Tugend usw. in der Welt. Durch diese Dinge übt die Wahrheit verstärkt ihre moralische Kraft auf Herz und Gewissen der Menschen aus, und hält so deren böse Leidenschaften in Schach. Diese Gnade führt nicht zur Erlösung, ist aber der Grund, weshalb unsere Erde noch nicht zur Hölle geworden ist.“ (Loraine Boettner)

Gottes Segnungen sind überall, an den unterschiedlichsten und auch unwahrscheinlichsten Orten, anzutreffen. Diese Tatsache nennen Theologen ‚Allgemeine Gnade‘. ‚Allgemein‘, weil sie für alle Menschen da ist. ‚Gnade‘, weil Gott nicht darauf schaut, wer mehr oder wer weniger Segnungen verdient hätte. Er verteilt freigiebig, großzügig, an Gute und an Böse gleichermaßen.

Für uns als Gemeindegründung ist es wichtig, Allgemeine Gnade zu verstehen, und sie auf die Bereiche Kunst, Kultur und Musik anzuwenden. Warum?

Die Lehre von der allgemeinen Gnade hilft uns, Gottes Güte in der ganzen Schöpfung anzuerkennen, und befähigt uns, in einer gefallenen Welt missionarisch zu sein.“ (Tim Keller)

Gottes Güte in der ganzen Schöpfung anerkennen: Wenn der Mensch künstlerisch aktiv ist, spiegelt er damit (ob er will oder nicht) seinen Schöpfer wieder – Gott wird sichtbar. In der Kunst sehen wir Spuren von Gottes Weisheit, Schönheit und Wahrheit. Wir erleben transzendente Augenblicke wenn wir z. B. vom Anblick eines Gemäldes oder beim Hören eines Musikstücks sprachlos und überwältigt sind. Zurecht nennen wir solche Erfahrungen ‚göttlich‘. Paulus schreibt im Bezug auf das Essen: „Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ (1. Tim4,4-5LUT)  Gottes Güte wird in der ganzen Schöpfung sichtbar – das sollte uns dankbar machen und in uns Liebe zu Gott inspirieren.

In einer gefallenen Welt missionarisch sein: Um unsere Mitmenschen zu lieben, müssen wir sie verstehen. Kunst, Kultur und Musik sind der Schlüssel zu diesem Verständnis. Sie sagen nicht nur etwas über die Künstler selbst, sondern drücken auch immer den Zeitgeist aus (in der modernen Kunst z. B. Relativismus, Subjektivismus; in der postmodernen Kunst das Aufweichen aller Grenzen, Ängste, Unsicherheit, Zynismus, Romantik). Auch wenn wir vielleicht das Offensichtliche in der Kunst bevorzugen, und uns die Zerrissenheit, die offenen Fragen und Wunden unserer Umwelt irritieren oder verstören – wir müssen dieser Welt, die Gott liebt, in die Augen schauen.

Aber dann müssen wir uns auch überlegen, wie wir die Verbindung zum Evangelium herstellen können. Zum Beispiel das Motiv der Sehnsucht wie der Kirchenvater Augustinus als Sehnsucht nach Gott deuten. Oder in der Orientierungslosigkeit und Verunsicherung Symptome einer leidenden Gesellschaft sehen, die Gott heilen möchte. Eine missionale Gemeinde wird sich die Mühe machen, ihre Umwelt zu verstehen, und die Brücke zu ihr zu schlagen. ‚Allgemeine Gnade‘ hilft uns, nicht alles Nichtchristliche zu verteufeln, sondern Lernende und Brückenbauer zu sein.


Das Was und Warum der Liturgie

Christliche Gottesdienste können sehr unterschiedlich sein. Manche sind eher durchdacht und förmlich, andere eher spontan und informell. Um diese Unterschiede zu erklären unterteilt man oft in ‚liturgische‘ und ‚freie‘ Gottesdienste. Ich verstehe die Absicht dahinter, aber sprachlich gesehen ist es Unsinn, denn jeder Gottesdienst hat eine Liturgie.

Das Was

Liturgie bedeutet eigentlich nichts Anderes als die Gottesdienstordnung. Dabei spielen vor Allem drei Faktoren eine Rolle: Ort, Zeit und Ablauf. Sobald man in der Planung für einen Gottesdienst festlegt, wo man sich wann trifft, und was man dann wie und in welcher Reihenfolge tut, hat man eine Liturgie geschaffen.

Die verschiedenen Konfessionen, Traditionen und Denominationen haben in ihrer Liturgie auch unterschiedliche Riten. Selbst bei den ganz Freien und Spontanen werden zum Beispiel zum Gebet die Köpfe geneigt, die Hände gefaltet oder gehoben, die Augen geschlossen, und (je nach Grad der Amerikanisierung) das Gebet mit ‚in Jesu Namen‘ abgeschlossen. Beim Abendmahl liest man die Einsetzungsworte aus 1. Korinther 11. Selbst die halbstündige Worshipzeit ist Teil einer Liturgie aus der charismatischen Gemeindetradition. Jede Gemeinschaft entwickelt in ihrer Anbetung ihre eigenen Rituale und eigene Symbolik. Die Frage bei der Liturgie ist also nie, ob es sie gibt, sondern wie sie aussieht und was dahinter steht.

 

Das Warum

Bei Liturgie geht es nicht um Ästhetik – es geht um Theologie und um respektvolle Höflichkeit.“ (Eugene Peterson)

Im mosaischen Gesetz regelte Gott die Anbetung für sein Volk ziemlich detailliert. Dabei sollte sich Mose genau an die Vorgaben halten, die er gezeigt bekommen hatte. Die Liturgie der ersten Christen war in vielerlei Hinsicht einfach eine Fortführung der jüdischen Synagogengottesdienste. Die ‚liturgischen‘ Gottesdienste haben ihre Wurzeln also im Alten Testament und im Judentum zur Zeit von Jesus. Sie sind nicht – wie manche meinen – ein späteres Produkt einer geistlich toten und deswegen auf Äußerlichkeiten fixierten und institutionalisierten Staatskirche.

Das Neue Testament ist übersät mit Spuren der frühchristlichen Liturgie (Buchtipp zum Thema: Gottesdienst ist mehr von Thomas Schirrmacher). Aber eine Stelle ist besonders aufschlussreich: 1. Korinther 14.

Die Gemeinde in Korinth war sehr charismatisch – es gab viele übernatürliche Manifestationen von Gottes Gegenwart. Paulus ermutigt dazu, diese Gaben weiterhin zu suchen (12,31), und für das spontane Wirken des Heiligen Geistes offen zu bleiben, zu erwarten, dass Gott wirkt (14,5). Auf diesem Hintergrund macht er zwei Punkte, die helfen, das ‚Warum‘ einer durchdachten Liturgie zu beantworten.

  1. Liturgie spiegelt Gottes Wesen wieder – Gott ist kein Gott der Unordnung

Paulus rät nicht vom Sprachengebet ab, gibt aber konkrete Anweisungen: Nicht mehr als zwei oder drei, nacheinander, und nur mit Auslegung. Ähnlich beim prophetischen Reden: zwei oder drei, nacheinander, und nur mit Beurteilung. Für den Gottesdienst gilt: „Alles soll angemessen und ordentlich geschehen.“ (40) Seine theologische Begründung fasziniert: „Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.“ (33) Für Paulus war es wichtig, dass die Gottesdienstordnung Gottes Wesen widerspiegelt. Klarheit, Übersichtlichkeit und Ordnung bringen Ruhe („Frieden“) in den Gottesdienst. Und das entsprach für Paulus dem Charakter Gottes mehr als das spontane Durcheinander der korinther Gemeinde.

  1. Liturgie ist hilfreich für Besucher – Liebe in den Mittelpunkt

Der alles entscheidende Faktor war für Paulus die Liebe. Das bekannte Kapitel 13 ist ein Plädoyer dafür, die Liebe in den Mittelpunkt eines Gottesdienstes zu stellen.

Liebe für die anderen Christen: „Aber in einer Gemeindeversammlung spreche ich lieber fünf verständliche Worte, die anderen helfen, als zehntausend Worte in einer anderen Sprache.“ (14,19) Nicht die persönliche Selbstverwirklichung und die eigene Freiheit sollen im Mittelpunkt stehen, sondern die Frage: Was hilft meinen Glaubensgeschwistern am ehesten weiter?

Liebe für Besucher: „Stellt euch nur einmal Folgendes vor: Ihr seid als ganze Gemeinde am selben Ort versammelt und fangt alle an, in Sprachen zu reden, ´die von Gott eingegeben sind`. Und nun kommen Leute dazu, die noch nicht viel oder noch gar nichts vom Glauben wissen. Werden sie nicht sagen: »Ihr seid verrückt!«? Und dann stellt euch vor, ihr alle verkündet prophetische Botschaften. Wenn jetzt jemand dazukommt, der vom Glauben nichts oder nicht viel weiß, macht alles, was ihr sagt, ihm bewusst, dass er ein Sünder ist. Durch alles, was er hört, sieht er sich zur Rechenschaft gezogen, und seine verborgensten Gedanken kommen ans Licht. Er wird sich niederwerfen, um Gott anzubeten, und wird ausrufen: »Gott ist wirklich in eurer Mitte!« (23-25; NGÜ) Paulus war seeker sensitive. Er machte sich darüber Gedanken, welche Reaktionen bei einem Nichtchristen durch das Verhalten von Christen im Gottesdienst hervorgerufen werden könnten. Eine durchdachte Liturgie macht es möglich, die Liebe (vor Allem zum nichtchristlichen Besucher) wirklich in den Mittelpunkt zu stellen. Das völlig Freie und Unüberlegte kann Besucher leicht verunsichern und oberflächlich oder flapsig wirken. Und gerade wegen dem großen Kontrast zum hektischen, unordentlichen und überfordernden Innenstadtleben kann ein ordentlicher, übersichtlicher Gottesdienst für einen Besucher wirklich wohltuend sein!


Location steht fest: die Eigelsteintorburg.

Die liegt in unserem Heimatveedel, nur wenige hundert Meter Luftlinie vom HBF entfernt, und wird sonst hauptsächlich von der Offenen Jazz Haus Schule bzw. der Musikhochschule, aber auch für Veranstaltungen wie z. B. Hochzeiten genutzt.

Mehr Infos hier und hier.


Der Countdown läuft.

Nach einigen Wochen der Stille kommen hier ein paar Infos (um die Aufmerksamkeit und die Spannung zu halten 🙂 ). Also: die Vorbereitungen für unsere ersten Gottesdienste laufen auf Hochtouren. Auch wenn vieles noch nicht in trockenen Tüchern ist – wie es ausschaut, werden wir diesen Herbst sehr zentral hier in der Innenstadt mit wöchentlichen Gottesdiensten anfangen. Angepeilt ist der späte Sonntagnachmittag, eine Mischung aus liturgischen und freien Elementen, das Matthäusevangelium als Predigttext, handgemachte Musik, Kinderbetreuung, Snacks und Kaffee. Jubelfreu!

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Treffen Nummer Sieben

…weil wir gestern Abend erst wiedergekommen sind, nochmal auf den letzten Drücker: die Erinnerung an unser Treffen morgen. Wir treffen uns wieder bei uns in der Victoriastraße 28, ab 17 Uhr und mit Abendessen & Kinderbetreuung.

In unserem siebten Interessiertentreffen sprechen wir über die letzten drei Abschnitte aus unserer Dienstphilosophie: interkulturelle Versöhnung (weil wir’s beim letzten Mal nicht geschafft haben), über diakonischen Dienst (mehr Infos hier und hier) und über Gemeindegründungsbewegungen.

Ab dem nächsten Mal werden wir uns dann konkret an die Planung erster Gottesdienste begeben!


Treffen Nummer Sechs

Lieber spät als nie kommt die Erinnerung an unser Treffen diesen Sonntag. In Treffen Nummer Sechs besprechen wir den ersten Teil unserer konkreten Vision für die Gemeindegründung: Kirchenferne erreichen; Kunst, Kultur und Musik betonen und interkulturelle Versöhnung bewirken.

Alle Infos zu Zeit und Ort bleiben gleich…bis Sonntag!


Treffen Nummer Fünf

Diesen Sonntag werden wir um 17 Uhr bei uns in der Victoriastraße 28 das nächste Interessiertentreffen haben. Inhaltlich geht es dieses Mal um unsere Überzeugungen im Bezug auf die Struktur einer Ortsgemeinde. Wir werden also über Mitgliedschaft, Leiterschaft und Kleingruppen sprechen (nachzulesen wie immer in der Dienstphilosophie). Alle Interessierten sind herzlich eingeladen – Kinderbetreuung und was Essbares gibt’s auch.


Warum eine neue Gemeinde in der Kölner Innenstadt?

Warum gründen wir in der Kölner Innenstadt eine weitere christliche Gemeinde? Gibt es nicht schon genug Kirchen in Köln? In der Innenstadt allein gibt es natürlich den Dom als architektonisches Herz der Stadt, die 12 romanischen Altstadtkirchen, fünf evangelische Kirchen und vier evangelische Freikirchen. Das sind insgesamt 22 Kirchen für über 130.000 Innenstadtbewohner.

Bei unseren wöchentlichen Umfragen gaben nur 5% der Befragten spontan an, dass es noch nicht genug Kirchen und Gemeinden in Köln gäbe. Gleichzeitig besuchen aber nur 14% der am Rudolfplatz Befragten regelmäßig (wöchentlich oder monatlich) einen christlichen Gottesdienst. Woran liegt das?

Unsere Erfahrungen durch die Gespräche und Umfragen innerhalb des letzten Jahres decken sich mit dem, was die Medien schon seit einiger Zeit berichten: das Interesse an Spiritualität und Glauben wächst zwar, aber viele (vor Allem junge) Menschen nehmen die bestehenden Kirchen und Gemeinden nicht als die Orte wahr, an denen diesem Bedürfnis wirklich begegnet wird (ob zu Recht oder zu Unrecht, darüber kann man natürlich streiten). Also: die Nachfrage steigt, aber die Zahl der Gottesdienstbesucher sinkt.

Unsere These: nicht nur die Zahl, sondern auch die Art der Kirchen ist entscheidend. Es gibt zwar einige Kirchen, aber die tatsächlich angesprochene Zielgruppe ist bei einem Großteil der Kirchen und Gemeinden die Selbe. Wir glauben, dass es für die unterschiedlichen Generationen und Milieus verschiedene Arten von Kirchen und Gemeinden braucht. Vielfalt ist gefragt.

Wir brauchen nicht nur neue Gemeinden, die als Anlaufstelle für Leute wahrgenommen werden, deren Interesse bereits geweckt ist – wir brauchen Gemeinden, in denen der christliche Glaube glaubwürdig, relevant und mutig gelebt wird, und dadurch auch bei Kirchen- und Glaubensfernen neues Interesse weckt. Wir wollen eine solche Gemeinde gründen.

Für diejenigen, die sich für eine missions-theologische Antwort auf diese Frage interessieren, empfehle ich den Vortrag von Tim Keller „Why plant churches?“ (Skript hier auf Deutsch).


Treffen Nummer Vier

…diesen Sonntag geht’s um unsere Einstellung gegenüber der Geschichte, gegenüber dem Heiligen Geist und darum, was der Inhalt der Predigten sein wird. Ansonsten bleiben alle Infos gleich: 17 Uhr bei uns, Kinderbetreuung, Snacks, Getränke und Gespräche.

Wir freuen uns auf euch!

Mehr Infos zum Inhalt gibt es in der Dienstphilosophie, die letzten drei Punkte unter ‚Geistliches Leben‘.